Theodor Fontane: Tagebuch 1869
Man könnte schnell damit fertig sein, denn im strengen Sinne hat Theodor Fontane 1869 gar kein Tagebuch geführt. Was unter dieser Überschrift zu betrachten ist, sind knapp drei Druckseiten in der Grossen Brandenburger Ausgabe, die jeden, der Goethes „Tag- und Jahreshefte“ kennt, sofort an deren Eigenart erinnert, in komprimierter Form einen Jahresrückblick zu liefern. Mehr macht auch Fontane für 1869 nicht, auch andere Jahre hat er in dieser Form behandelt. Mit einem nicht ganz unwichtigen Unterschied zu Goethe: seine Rückblicke sind zeitnah zu Papier gebracht worden, nicht erst Jahre später wie bei dem großen Maestro in Weimar. Am 200. Geburtstag Fontanes hat es eigenen Reiz, in das Jahr zurückzuschauen, in dem er seinen 50. Geburtstag feiern konnte und es erst mit Verspätung tat. Die Quellenlage für Fontanes 1869 ist weder berauschend noch ausgemacht dürftig wie etwa für seinen Schweiz-Aufenthalt 1865, für den selbst Kenner zu Indizien greifen müssen, weil Fakten nahezu komplett fehlen. Für 1869 aber wissen wir: Der Dichter war mitten in der finalen Arbeit an seinem zweiten großen Kriegsreport „Der deutsche Krieg von 1866“. Der Dichter nahm einen Solo-Erholungs- und Arbeitsurlaub im schlesischen Hermsdorf. Der Dichter besuchte mehrfach die Gegend um Potsdam, um für den späteren dritten Band seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ zu recherchieren, Material zu sammeln. Und Fontanes Mutter starb.
Fontanes Mutter starb am 13. Dezember 1869 in Ruppin, Fontanes Frau Emilie und seine Schwester Elise hatten sich um sie gekümmert. Emilie war, als der Anschein bestand, die Mutter könnte bei guten Bedingungen und viel Ruhe das Frühjahr doch noch erreichen, nach Berlin zurückgekehrt, wo dann die Todesnachricht telegrafisch eintraf. Man muss keine blühende Phantasie haben, um sich vorzustellen, wie der Tod der eigenen Mutter 11 Tage vor Weihnachten, knapp drei Wochen vor dem eigenen 50. Geburtstag auf einen Mann wirkt, der noch am 20. September zum 72. Geburtstag der „lieben, theuren Alten“ versucht hatte, ihr Hoffnung oder wenigstens Trost einzureden. Gefeiert hat er dann tatsächlich erst im neuen Jahr 1870, in Raten gewissermaßen, wie wir aus einem Brief an seine Schwester Elise vom 7. Januar 1870 wissen; die Geburtstagsgesellschaft wurde „in drei Haufen getheilt“. Elise hatte dazu aus Ruppin einen „sponge-cake“ geschickt, etwas wie einen Biskuit-Kuchen. Im Tagebuch heißt es: „Am 13. Dezember starb meine liebe, alte Mama; den dritten Tag begruben wir sie bei stürmischem Wetter … Die ganze Stadt nahm an dem Tode der alten Frau Theil … Wie sie friedensvoll, erlöst im Sarge lag – dies Bild von ihr wird mir bleiben. Die Weihnachtstage vergingen nicht sehr angenehm.“ Gesehen hatte er seine Mutter Emilie 1869 Ende März und Ende August jeweils nur ganz kurz, ihr geschrieben offenbar auch nur zweimal.
Man findet im Internet die Beschreibung einer Fontane-Wanderung in Neuruppin, die ich hier ohne Kommentar zitiere: „Also folgen wir einem kleinen Pfad am Bahnhofszaun entlang, der nicht etwa durch eine Beschilderung auffällt, sondern durch viel Schmutz und Unrat. Wir sind uns unsicher, ob wir hier noch richtig sind, aber rund 50 Meter weiter lenken zwei große Rest-Säulen eines ursprünglichen Eingangstores unsere Blicke auf sich. Wir sind angekommen, hier befand sich einst der alte Friedhof von Neuruppin, auf dem Fontanes Mutter Emilie 1869 und seine Schwester Elise 1923 ihre letzten Ruhestätten fanden. Als der verwilderte Friedhof um 1970 von Müll und Bewuchs befreit wurde, bebaute man Teile des Geländes mit einem Kindergarten. Auf einem kleinen Rest entstand die kleine Erinnerungsstätte für Neuruppiner Persönlichkeiten. Um den Grabstein für Fontanes Mutter und Schwester sind kreisförmig Erinnerungsplatten für bekannte Neuruppiner Bürger aufgestellt. So auch für Max Wiese, der uns später noch am Theodor-Fontane-Denkmal begegnen wird.“ Schon 1869 war die Grabstelle für die Mutter auf diesem Friedhof nur durch günstige Umstände zu bekommen gewesen. Der Tagebuch-Text schließt mit einem Ausblick, der schon Wissen über das Jahr 1870 verrät: „Unruhig traten wir ins neue Jahr, und es sollte ein Jahr der Unruhe werden!“ Die Spuren der kommenden Unruhe ziehen sich durch das gesamte Jahr 1869.
Fontane wird, auch hier benötigt man kein postgraduales Studium in Schriftsteller-Psychologie, in kontinuierlicher Linie unruhiger, unzufriedener mit seinem Status als Autor. Ohne dass 1869 auch nur ein einziges Mal, soweit zu übersehen ist, eine ausdrückliche Klage über die „Kreuz-Zeitung“ geführt wird, bei der er seit dem 1. Juni 1860 eine Festanstellung hat, bedrückt ihn gerade dieses Dienstverhältnis. Wenn auch die äußeren Umstände seines Angestelltenstatus gemessen an heutigen Üblichkeiten fast feudal zu nennen sind, er musste nur bis Mittag in der Redaktion Präsenz zeigen, innerlich sah es anders aus. Und keineswegs nur die gern erzkonservativ genannte Linie der Zeitung schlug auf den Redakteur Fontane zurück, wenn er mit Leuten Kontakt hatte, die ihn wegen der Zeitung eher gemieden hätten, wenn er nicht eben Fontane gewesen wäre. Theodor Storm ist ein Musterbeispiel für das ambivalente Empfinden, das er ohne aktives Zutun auslöste. Die Kündigung der Festanstellung am 20. April 1870 war, auch wenn der unmittelbare Anlass es anders aussehen lässt, das Ende eines inneren Abschieds. Wer Ähnliches erlebte, weiß, wie das funktioniert. Wenn dann die zweite Hauptarbeit neben der ersten in ihrer Endphase auch mehr Verdruss als kreative Hochgefühle produziert, ist das genau die Mischung, die noch kräftigere Naturen depressiv machen kann. Man lese dazu im wenig erquicklichen Brief-Verkehr mit Verleger Rudolf von Decker nach.
Theodor Fontanes Briefe sind überwiegend an den Illustrator Ludwig Burger (19. September 1825 – 22. Oktober 1884) gerichtet. Burger hatte schon für das erste Kriegsbuch Fontanes, „Der Schleswig-Holsteinische Krieg im Jahre 1864“ Porträts und in den Text gedruckte Abbildungen geliefert und tat es nun wieder. Von 1854 bis 1859 war er Mitglied im „Tunnel über der Spree“, Fontane, bereits zehn Jahre früher aufgenommen, hat seine Erinnerungen an den „Sonntagsverein“ sehr ausführlich in seinem späten autobiographischen Buch „Von Zwanzig bis Dreißig“ niedergelegt. Zur echten Auseinandersetzung zwischen beiden ist es 1869 nicht gekommen, Spuren heftiger Differenzen sind in den Briefen leicht zu finden. Letztlich ging es darum, wann das Buch, das mit den aufwendigen Illustrationen und dem geplanten Format den Anspruch erheben wollte, ein Prachtband zu werden, auf den Markt kommen konnte. Das Buch sollte dem König überreicht werden, das Buch sollte natürlich ins Weihnachtsgeschäft gelangen, Fontane selbst kümmerte sich um den Text für einen Subskriptionsbogen – aber alles dauerte, alles verzögerte sich. Dazu kamen, aus Fontanes Sicht, politisch unkluge Aussagen in bestimmten Illustrationen, es gab Sonderwünsche, Ärger mit Setzern, Druckern, Bedarf nach zusätzlichen Holzschneidern, die die Produktion beschleunigen sollten. Schließlich aber hielt der König das Buch in Händen, auch Otto von Bismarck bekam ein Exemplar.
Zweimal spielt im Tagebuch für 1869 auch Fontanes Sohne George eine Rolle. Dieser Sohn, geboren am 14. August 1851, der erste von sechs Söhnen Fontanes, war in mancher Hinsicht ein Sorgenkind. Nachdem die drei nächstgeborenen Söhne, Rudolph, Peter Paul und Ulrich, sehr früh gestorben waren, war dem „Stammhalter“ zusätzliche Aufmerksamkeit seiner Eltern zugewachsen, woran sich auch nichts änderte, als die Brüder Theodor Heinrich und Friedrich geboren waren, dazu die einzige Tochter Martha, genannt Mete. George musste das Regiment wechseln, in dem er diente. Im Tagebuch liest sich das, verkürzt, so: „… wird uns angezeigt, dass es sich empfehlen würde ihn in ein andres Regiment zu tun … entschließt sich Oberst von Zychlinsky vom 27. Regiment ihn zu nehmen … Vierzehn Tage später wird er aus dem 83. Regiment entlassen, tritt ins 27. und macht gleich das Manöver mit“. Wann immer und wo immer Theodor Fontane Freundliches und Lobendes über diesen Oberst hat verlauten lassen, war das auch eine Dankbarkeitsbekundung und der leise Versuch, die Gewogenheit des Mannes dem schwierigen jungen Mann gegenüber zu erhalten und zu befördern. George hatte eine kräftige Neigung, mehr Geld auszugeben, als ihm zur Verfügung stand. Das Tagebuch: „George war auf 14 Tage zum Besuch bei uns und erfreute uns wenig durch seine Haltung.“ dokumentiert in aller Zurückhaltung ein eher gespanntes als entspanntes Verhältnis.
Von dem Freunde und Bekannte natürlich nicht nur ahnten. So wusste etwa Henriette von Merckel in ihrem in Königsberg verfassten Brief an Emilie Fontane vom 13. Augst 1869: „Ihr habt in den letzten Monaten Schweres mit ihm durchzumachen gehabt“. Dennoch war Mutter Emilie natürlich froh, als der Sohn „durch seine Frische u. Heiterkeit wieder Lebensmut in die bedrückten Gemüter“ brachte, wie sie in einem Anhang an einen Brief Fontanes an Mathilde von Rohr am 23. Dezember bekannte. Dass Mütter ihren Söhnen vieles eher zu verzeihen geneigt sind als Väter, mag eine Forschungsfrage mit vorher feststehendem Ergebnis sein. Dass auch in unseren Tagen noch Entdeckungen im Fontane-Umkreis möglich sind, hat Heike Streiter-Buscher gezeigt, die im Staatsarchiv Coburg auf 38 Briefe und 7 Postkarten stieß, die George Fontane, 1869 beginnend, an die vier Jahre ältere Ludovica Hesekiel richtete. Ludovica Karoline Albertine Emanuele Hesekiel (3. Juli 1847 – 6. April 1889) starb in Neustadt bei Coburg, ihre Verlobung spielte in verschiedenen Fontane-Briefwechseln eine Rolle, ihre frühen Werke fanden die Korrespondenten eher peinlich als bedeutend. Sie war die Tochter von George Hesekiel (12. August 1819 – 26. Februar 1874), einem Kollegen Fontanes bei der „Kreuz-Zeitung“, der auch Mitglied im „Tunnel über der Spree“ war.
Noch sehr viel spärlicher als das „Tagebuch 1869“ gibt sich ein Notizbuch C 3, wie es genannt wird, aufgenommen in den Band „Die Reisetagebücher“ innerhalb der Grossen Brandenburger Ausgabe. Die Notizen betreffen Fontanes Reise nach Schlesien vom 25. August bis 18. September, letzteres Datum ist nicht gesichert. Registriert sind hier eigentlich nur Besuche und Gegenbesuche, Briefe an Emilie und von Emilie, von George, Lektüre mit und ohne Titel, ein einziger inhaltlicher Satz unter dem 29. August: „Heftige Debatte über die päpstliche Armee.“ Gearbeitet hat er im schlesischen Hermsdorf wie in jedem Erholungsort natürlich auch und dabei wohl vor allem an dem Material, das er bei seinen Sommer-Besuchen in der Gegend um Potsdam machte. Im Tagebuch hat er den „Garnisonsschullehrer Wagener“ als seinen Begleiter namhaft gemacht. Im Anmerkungsteil sind mehrere Beiträge genannt, die 1870 zuerst in der Zeitung standen, ehe sie dann in die Bände der „Wanderungen“ Aufnahme fanden, vor allem in „Ost-Havelland“, später „Havelland“. Heinrich Theodor Wagener (1832 – 1894) war weit mehr als nur ein kundiger Führer. In seinem auf den 14. November 1881 datierten Schlusswort zu „Spreeland“, dem vierten Band der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, hat Fontane den „zweiten Theodor“, wie ihn ein Heimatforscher vor Jahren einmal nannte, liebevoll ausführlich gewürdigt. Eine ganze Druckseite ist dabei herausgekommen.
Der „Havelland“ betitelte dritte Band der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ führt in den Abschnitten des Kapitels „Der Schwielow und seine Umgebungen“ in das ein, was im frühen Sommer 1869 Besuchsziel und Gesprächsthema zwischen Fontane und Wagener war. Was Fontane die „Unterwegs-Gespräche“ nannte, hat ihn bis in die Form hinein in den folgenden Niederschriften beeinflusst. Die Vorabdrucke der späteren Buch-Kapitel fallen alle in das Jahr 1870. Zum Ende des Jahres 1869 aber bedankte sich Preußens König bei Theodor Fontane mit einem Geldgeschenk von 80 Friedrichsdor, die dem in seiner nie endenden klammen Finanzlage mehr als willkommen waren. An Henriette von Merckel schrieb er deshalb am 29. November: „Es war mir zwar geglückt, die Maschinerie bis hieher leidlich in Ordnung zu erhalten, aber doch wirklich nur unter Dransetzung aller Kräfte, was ich auf die Dauer, und bei meiner Kränklichkeit, nicht aushalten konnte.“ Die an diesem Tag noch nicht endgültig begrabene Hoffnung auf die Fortsetzung der jährlichen 300 Taler Unterstützung zerschlug sich bald, auch das ein Grund für den mit beinahe verzweifeltem Mut gewagten Sprung ins freie Schaffen 1870. Am 15. Oktober erinnert Fontane Gattin Emilie an ein besonderes Datum: „Heute vor 19 Jahren hatten wir unsren Polterabend“, vier Tage später bedankt er sich: „Herzlichen Dank für Deine Worte zu unserm Hochzeitstage“. Die wir leider nicht kennen.
Im Dankesbrief an Emilie Fontane, die sich bis zum 29. Oktober mit Tochter Martha in Schlesien aufhielt, steht auch dies: „Mir wurde wieder recht klar: wie’s kommen soll! Ein blutarmer Teufel, ohne jeglichen Anspruch: heute eine Brotrinde, morgen ein Füllhorn über sich. Aber wollte Gott, dass mich einen Augenblick Neid angewandelt hätte. Im Gegenteil, ich empfand deutlich: wie gleichgültig das alles! Wer satt zu essen hat, kann sich neben jeden Crösus stellen. Das Glück liegt wirklich woanders als in aufgethürmten 5 Talerscheinen.“ Ein „Thee-Abend“ bei Verleger Wilhelm Hertz hatte ihm die Bekanntschaft mit einem jungen Mann vermittelt, der Bräutigam einer der reichsten Töchter Berlins war. Nein, Neid wollte sich Fontane in solchen Situationen nie zugestehen. Dass er sie aber wiederholt registrierte, dass er immer wieder zur Erkenntnis geführt wurde, dass es Menschen, die ihm in jeder Hinsicht unterlegen waren, zu Wohlleben, Wohlstand und nicht selten gleichlaufend auch zu Hochnäsigkeit gebracht hatten, das zeigt Angefressensein in ziemlich reiner Kultur. Wer möchte es ihm verdenken? Zwölf Tage vorher hieß es: „der eitle Gedanke beherrscht mich allerdings, dass das Maaß meines Fleißes und meiner Anstrengungen eine höhre Anerkennung in baar verdiente.“ Darin liege etwas „unendlich Bittres“, klagt er darüber.
Seine Ankündigung liest sich wie ein dunkle Drohung: „Meine Liebe Frau, es bereitet sich still aber fast unausbleiblich eine Katastrophe vor; ich bin ein Fremdling in dem ganzen Kreise … Mitunter hab ich ein wahres Verlangen nach aufräumen und klarerem Spiel.“ Das meint auch die Freunde im Rütli-Kreis, die sich regelmäßig treffen, zur Entfremdung von den ältesten Freunden wie Bernhard von Lepel ist es längst gekommen. Und je länger sich die Restarbeiten an und für „Der Deutsche Krieg von 1866“ in diesem Jahr 1869 hinziehen, umso mehr wird ihm bewusst, dass er erst mit einer Arbeit vollkommen fertig sein muss, ehe er sich an eine neue setzen kann. Den Gedanken an einen erfolgreichen Roman, der ihn retten könnte aus allen Nöten, hat er schon. Und er lässt dennoch bei passender Gelegenheit seinen Frustrationen freien Lauf: „Ich will mir solche Kerle nicht länger gefallen lassen; ich will, solchen Imbeciles gegenüber, nicht länger das Gefühl zurückdämmen, dass sie Pappstoffel und Schafsköpfe sind, die ihre hohen Pensionen, nachdem sie uns 30 Jahre lang vor der Welt blamirt haben, geradezu in Sünden verzehren.“ Das muss Gattin Emilie lesen, die sich in Ruppin um Mutter Emilie kümmert. Fontane lehnt eine ihm angetragene Reise ab, die ihn an der Seite des Prinzen Karl von Preußen in den Orient geführt hätte, über Rom bis nach Jerusalem. „…es hatte etwas Verlockendes. Aber wir werden wohl „heeme“ bleiben“.
Heute ist mit dem 200. Geburtstag das Fontane-Jahr endgültig zu Ende. Heute vor 150 Jahren erlebte er seinen 50. Geburtstag in gedrückter Stimmung, ließ erst das neue Jahr herankommen für die Feier. Im vorletzten Brief an seine Mutter vom 29. Mai finden sich Familien-Nachrichten, wie sie Mütter lesen wollen: „Emilie … sieht die Welt im Allgemeinen und mich im Speziellen wieder mit andern Augen an. … Die Kinder sind jetzt wirklich sehr nett. Theo ist klug, fleißig, strebsam; Martha mausert sich sehr heraus und wird elastisch, graziös, leider auch eitel, putzsüchtig und schulschnabbrig; Friedel, ein sehr gutes Kind, auch nett aussehend, ist eine völlig komische Figur, ein durch Verkleinerungsglas angesehner Pachter oder Schiffscapitain. Theo ist der jüngste in Ober-Tertia.“ Friedel wird sehr viel später die Bücher seines Vaters verlegen, Martha Bekenntnisbriefe von ihrem Vater bekommen, wie sie nicht einmal die Mutter lesen darf. Theodor Fontane aber wird von den Kriegsbüchern nicht loskommen vorerst. Denn „Der Deutsche Krieg von 1866“ hat noch keine Zeit gehabt, hinreichend Leser zu finden, als der Krieg ausbricht, der ihm den nächsten Auftrag einbringt: „Der Krieg gegen Frankreich 1870 – 1871“. Vier Bände werden daraus, vorher ihm noch eine Kriegsgefangenschaft in Frankreich einbringend, die auch zu einem Buch wird: „Kriegsgefangen. Erlebtes 1870“. Otto von Bismarck persönlich interveniert für seine Freilassung. Man darf vermuten, dass auch das ihm Ende 1869 überreichte Buch dabei eine kleine Rolle spielte.