18. Januar 2022
Als ich begann, die verschnürt in Jahrgangspaketen in meinem Keller lagernden Exemplare von „Das Magazin“ zu schlachten, ahnte ich nicht, wie viel mir wert scheinen würde, aufgehoben zu werden. Die Akt-Fotos wanderten alle in den Papiermüll, Ausnahme diejenigen, die auf Rückseiten zu sehen waren, aber ich entdeckte zum Beispiel, dass Irmgard Keun, eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen, die DDR bis Anfang der 60er Jahre oft beglückte. Ich entdeckte, wie nach dem 11. Plenum des ZK der SED 1965 Eulenspiegel-Autoren die Lücken füllen durften, die die kommunistische Exkommunikation gerissen hatte. Für Eulenspiegel-Autoren war auch die Ausbürgerung Biermanns ein Gewinn: er verschaffte Nebenjobs für das „Magazin“, weil alle wirklich prominenten DDR-Autoren fortan nicht mehr vorkamen im gefragtesten Druckerzeugnis des Kleinstaats. 1990 kamen die Aktmodelle auffällig breitbeiniger daher als vor dem Mauerfall.