Danke, liebe Sparkasse

Selten habe ich eine Einrichtung, der ich ohne Not die Treue halte, wütender verlassen als heute die Ilmenauer Hauptstelle der Sparkasse Arnstadt-Ilmenau am Homburger Platz. Ich hatte ein einfaches Anliegen, wollte zweihundert Schweizer Franken. Das ist meinerseits kein absonderlicher Wunsch, seit zwanzig Jahren fahre ich jedes Jahr für eine oder mehrere Wochen in die Schweiz in Urlaub, nehme immer ein paar Scheine mit, dazu die, die vom Vorjahr übrig blieben. Den weiteren Bedarf decke ich vor Ort. Früher gab es am Homburger Platz gleich zwei Schalter, an denen man tauschen konnte, man sah an der Wand die Kurse, man konnte Stückelungswünsche äußern, man bekam einen Umschlag für die Scheine, zeitweise sogar noch Umrechnungstabellen, quittierte den Empfang und die Abbuchung erfolgte vom Konto. Seit Februar 1962 bin ich Kunde der Sparkasse, habe vor allem Umbauten erlebt und eine nicht unbeträchtliche Zahl freundlicher Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Hilfreich ist das jetzt nicht.

Auf zwei Formularen musste ich unterschreiben, eines bestätigte meine Auftragserteilung, das andere jedoch keineswegs den Empfang. Die sehr junge Dame am Schalter sagte mir, ich könne das Geld am Dienstag abholen. Ich brauchte eine Weile, bis ich begriff, dass das keineswegs daran lag, dass heute die gesamten Frankenvorräte aufgebraucht waren, was theoretisch ja vorkommen könnte, wenngleich ich das in diesen zwanzig Jahren weder für Schweizer noch für anderes Geld je erlebte. Nein, es gibt generell nichts mehr bar und sofort, man muss jetzt immer warten. Das sei schon seit einem Jahr so, hörte ich in vorwurfsvollem Ton, als müsste ich internen Verfahrensänderungen meiner Bank luchsartig auf der Spur bleiben. Meine offensichtliche Verärgerung entlockte einem meiner schließlich drei Gesprächspartner am Schalter gar den Tipp, es vielleicht bei einer anderen Bank zu versuchen. Das überlege ich nun in der Tat ernsthaft und zwar nicht nur für dieses Devisen-Kleingeschäft. Die Bestellung stornierte ich, denn am Dienstag brauche ich das Geld nicht mehr.

Es begann damit, dass ich keine Einladungen zu den Ausstellungseröffnungen mehr bekam, die viele Jahre regelmäßig in meinem Briefkasten landeten. Dann gab es auch keine Einladung zum Sparkassen-Forum mehr, wo ich ebenfalls viele Jahre auf der Gästeliste stand. Nicht dass mir alle Reden und Redner gleichmäßig gefallen hätten, es waren solche darunter, die man besser nicht leibhaftig erlebt hätte. Auch bei den Ausstellungseröffnungen schritt ich nicht immer erlebnissatt nach Hause, wohl aber meist nach einigen sehr angenehmen Gesprächen mit Leuten, die man dort mit verblüffender Regelmäßigkeit traf. Dafür nun gelegentlich die Frage: Ihr kommt wohl gar nicht mehr? In der Tat, wir gehen nicht, wenn wir keine Einladung haben. Wir fragen uns allerdings, was uns von denen unterscheidet, die immer noch welche bekommen. Vielleicht lautet die geheime Botschaft an mich: Du sollst nicht alles vom Computer zu Hause aus erledigen, komm zu uns. Wir erkundigen uns freundlich nach deinem Anliegen und bearbeiten es dann so, dass Du mehr Nerverei hast als früher. Manche nennen das sogar Fortschritt. Danke, liebe Sparkasse.


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