10. Oktober 2018

„Ich stamme aus einer Zeit, in der Balladen den Kindern den Zugang zu der Welt der Dichtung erschlossen, und in der Mütter, sich selbst am Klavier begleitend, sangen, so dass Gedichte zuerst Lieder waren“ – so begann Marie Luise Kaschnitz ihren Vortrag über Eduard Mörike. Natürlich war ihr klar, dass sie von einer ziemlich kleinen, sehr bestimmten Schicht redete, denn als sie geboren wurde am 10. Oktober 1901, da gab es massig Mütter, die mit Mann und mehreren Kindern in einem einzigen Raum schlafen mussten, ein Klavier hätte selbst als Miniatur nirgends Platz gefunden. Immerhin fünf Kaschnitz-Bücher las ich in diesem Jahr schon zu Ende, darunter zuletzt „Griechische Mythen“. Am heutigen Welttag gegen die Todesstrafe denke ich daran, dass unsere hyperaktiven Menschenrechtsfreunde eigentlich nie gegen die Todesstrafe in den USA kämpfen, die dort in grauenvollster Ritualisierung vollzogen wird. Der Welthundetag steht mir katzenmäßig fern.


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