15. Juli 2019

„Als ich vor der Tür noch einmal mich umwandte, sah ich in ein weinendes Antlitz mit traurigen trostlosen, fast entsetzten Augen, welche mich zu fragen schienen, ob ich es über das Herz bringen könne, ihn einsam auf seinem letzten Lager zu lassen.“ So berichtet Wilhelm Petersen von seinem Abschied von Gottfried Keller. Am 15. Juli 1890 starb Keller, es war nachmittags vier Uhr. Ricarda Huch hat in ihrem schmalen Büchlein über Keller von ihm unter anderem diesen Satz zitiert: „Nur eigensinnige und selbstsüchtige Verfassungen laufen Gefahr sich aufzulösen, wenn sie von denen nicht geliebt werden, die ihnen gefallen.“ Und ihr eigenes Urteil, eines von einigen, lautet so: „Wie Homer nicht veraltet, kann auch diese Kunst durch keine Geschmacksrichtung und Mode angetastet werden, da sie die Grundlinien des Lebens selbst zieht.“ Seinen 71. Geburtstag hat Keller nicht mehr erlebt, vier Tage trennten ihn von einer Feier, die er wie seinen 70. schon nicht gemocht hätte.


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