5. Mai 2020

Mein schlechtes altes „Autorenlexikon deutschsprachiger Literatur des 20. Jahrhunderts“ verbindet den Selbstmörder Paul Celan mit dem Todesdatum 5. Mai 1970, womit er den Geburtstag von Karl Marx blockieren würde. Die große Internet-Enzyklopädie WIKIPEDIA verlagert den Tod auf den 20. April, was den Geburtstag eines gewissen Führers beeinträchtigen würde, schreibt vorsichtig „vermutlich“ dazu, denn mit dem Datieren von Wasserleichen ist es so eine Sache. Da machen die Dichter keine Ausnahme von den Nicht-Dichtern, die als Unbekannte in der Seine schwimmen. Für mich war Celan zeitlebens der Mann mit Verführerblick, der eher aussah wie ein großer Aufreißer, nicht wie ein Todesfugen-Mann. Aber seit wann müssen Leute aussehen, wie sie sind? Selbst von Mördern wissen wir, dass sie ihre Nachbarinnen stets freundlich grüßten, selten bis nie ihre Katzen vergifteten, ehe sie zum Amoklauf schritten. Im November gibt es noch einen sicheren Celan-Tag.


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