28. Januar 2021

Was für eine Überraschung: die „Leichenreden“ des Schweizers Kurt Marti, der 96 Jahre alt wurde, sind ein Büchlein, das mich sehr berührt und bewegt. Der evangelische Pastor aus Bern zitiert den katholischen Engländer Gilbert Keith Chesterton mit dem schönen Satz: „Die Rätsel Gottes sind befriedigender als die Lösungen der Menschen.“ Er zitiert Jakob van Hoddis, den Lyriker, der das berühmteste Gedicht des deutschen Expressionismus schrieb, mit diesem noch viel schöneren Satz: „Ein feiner Mensch liebt nicht den lauten Mumpitz.“ Was nicht zwingend den Umkehrschluss erlaubt, dass ein feiner Mensch sei, der keinen Mumpitz liebe, gleich in welcher Lautstärke. In der Literatur ginge es immer nur um Liebe oder Tod, sagte einst sinngemäß Marcel Reich-Ranicki, der Rest sei Mumpitz. Vermutlich muss man das Wort heute schon der Hamburger ZEIT melden für ihre Rubrik mit den vergessenen Wörtern. Vor 140 Jahren wurde Siegfried Jacobsohn geboren.


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