Mein Wulff, dein Wulff, unser Wulff

Stefan Niggemeier, der gerne abmeiert und selten nur niggt, hat zum Thema des tsunamifreien Winterlochs einmal tapfer den Schelm in sich zu Boden gedrückt und die SPIEGEL-Kanzel bestiegen. Von dort, und es liest sich etwa wie sich Eiswein für Diabetiker trinken würde, wenn es ihn gäbe, erörtert er die Fehlleistungen des Wulffes und kollateral ein paar mediale Fehlleistungen mit. Alles mit dem Ernst der journalistischen Glaubenskongregation. Und so könnten nun, wenn sie denn wollten, DIE Medien ein wenig schüchtern in der Ecke stehen, vorsichtig die Hand in Richtung Papi ausstrecken und hoffen, dass ihnen jemand, wer nur, sanft über den Scheitel streicht. Ihr habe es ja nur gut gemeint, der Leser, wir kennen diesen ewig unzufriedenen Lümmel, hat ein RECHT darauf zu erfahren, welche Fehlleistungen so ein Gatte einer Tattoo-Lady vollbringt, wenn er Mailboxen belöffelt oder 400 Fragen einfach nicht beantwortet, obwohl er doch angekündigt hat, sie zu beantworten. This Wulff, this Wulff, this Wulff würde wohl Leonhard Cohen singen, wenn er unter Textmangel litte.

Also, Ernst beiseite: Sogar unsere Freunde vom Jenaer/Zwickauer/Chemnitzer Terror-Trio hatten eine nette Weile volle Sendepause, nur weil alle am Wullf klebten wie die Scheißhausfliegen an der frischen Wurst. Mir fehlte von Tag zu Tag mehr der den aktuellen Siebenspalter abschließende Satz, dass sich vieles aufklären würde, wenn Beate Tschäpe aussagen würde: Aber Beate Tschäpe schweigt. Sie schweigt übrigens immer noch, aber jetzt fehlen ein paar Deutsche vom Kipp-Traumschiff und da ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn sie schweigt. Tja, so dachte ich, dass nun wirklich alle Talkrunden am Wulffe gesaugt haben, die üblichen ÄÖÜ-Prominenten alle ihre extrem interessante Sicht der Dinge in die verschiedenen Kameras und Mikrophone gehaucht hätten und nun kommt auch noch Sandra Meischberger.

Es gab Zeiten, da saß ich vor Sandra Meischberger, nur weil der Kameramann, von dem die Welt durch gezielte Indiskretion erfuhr, dass seine Dauergroßaufnahmen gewissermaßen Dauerliebeserklärungen im Spätprogramm waren, Dauergroßaufnahme von ihr machte. Da saß ich  wie das Kaninchen vor der Schlange, gebannt und bewegungsgehemmt. Wen immer sie interviewte, es war ihr Gesicht, das den Abend gestaltete. Jetzt macht mich meine regionale Lieblingszeitung, die Programmänderungen auf der Fernsehseite rot druckt, darauf aufmerksam, dass heute auch sie sich den Wulff gönnt, obwohl sie ihn sich vermutlich zunächst nicht gönnen wollte, sonst wäre dieses Programmteil ja schwarz gedruckt worden. Und nun habe ich den Hals nicht nur voll, es rupft ihn fast auseinander, diesen Hals. Ich will eine Königin. Schluss mit dieser Präsidenterei, meine Damen und Herren, liebe Neger, einmal muss Schluss sein. Nehmen wir uns die Dänen zum Vorbild, die nicht nur nicht lügen, nicht nur ihren Reichtum nicht zur Schau stellen, sondern auch mit ihrer guten alten Margarethe total zufrieden sind. Über Königin Sandra ließe ich mit mir diskutieren.


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