Verspätet: Johann Georg Schlosser

Wenn man das knapp 60 Jahre währende Leben von Johann Georg Schlosser ins Verhältnis setzt zur Dauer seiner Ehe mit Cornelia Friederika Christiana, geborene Goethe, dann wird schon rein quantitativ klar, wie unsinnig es ist, Schlosser als Person und Persönlichkeit darauf zu reduzieren, der Schwager Goethes gewesen zu sein. In jüngster Zeit tritt die junge Wissenschaftlerin Franca Victoria Schankweiler gegen genau diese These verschiedentlich auf, sie ist damit befasst, aus dem intensiven Studium der Briefe Schlossers, die längst nicht alle veröffentlicht sind, eine Dissertation zu formen (vielleicht ist sie inzwischen sogar schon fertig damit) und wenn in der Ankündigung von Vorträgen, die sie hält, Türen eingerannt werden, die schon ziemlich lange ziemlich offen stehen, dann ist das Marketing, man sollte es nachsehen. Jedes neue Goethe-Buch tut ja auch, wenigstens in der Verlagswerbung, so, als müsse sein Erscheinen von einem medialen Stoßseufzer „endlich“ begleitet werden, was meist heftig übertrieben ist. Dennoch wird die gründliche Auswertung der gesamten Korrespondenz von Interesse sein und vielleicht sogar mehr als eine Dissertation mit einem abgelegenen Thema gemeinhin erfährt. Am 7. Dezember war der 275. Geburtstag von Johann Georg Schlosser, er mag deshalb als Aufhänger dienen für ein paar Sätze über den Mann, dessen Bild in der Tat durch Goethes Sicht auf ihn geprägt ist und allein deshalb jeder Überprüfung würdig.

Schlosser war schon fast zehn Jahre alt, als Goethe unter den bekannt verklärten Umständen das Licht der Welt zu Frankfurt am Main erblickte. Schlosser war der jüngere Bruder von Hieronymus Peter Schlosser, Sohn von Carl Erasmus Schlosser und dessen Frau Susanna Maria, geborene Orth. Hieronymus Peter Schlosser wiederum wurde Vater von Johann Friedrich Heinrich Schlosser, mit dem Goethe in seinen späteren Jahren in recht intensivem Kontakt stand und dem er 1813 eine halbwegs überraschende Frage vorlegte: „Auch wünschte ich folgende Fragen beantwortet. – Wann ist Georg Schlosser zuerst nach Carlsruhe gegangen? Wann hat er sich mit meiner Schwester verlobt, wann verheiratet?“ Vierzig Jahre sind eine lange Zeit, auch für einen Goethe, der, wenn keiner anderen Quelle, die Auskunft einem eigenen Brief an Sophie von La Roche vom 12. Oktober 1773 hätte entnehmen können, die die Verlobung für den Folgetag ankündigte. Sonderlich lange hielt die Verlobungszeit nicht an, schon am 1. November war Hochzeit, Tochter Maria Anna Louise wurde am 28. Oktober 1774 geboren, Schwangerschaft war also nicht der Grund für den kurzen Abstand zwischen beiden festlichen Familienterminen. Über der Geburt der zweiten Tochter Elisabeth Katharina Julia starb Goethes Schwester Cornelia am 7. Juni 1777 im Wochenbett. Die Ehe dauerte also nicht einmal vier Jahre.

Johann Georg Schlosser ging eine zweite Ehe ein und zwar mit jener Johanna Fahlmer, die in allen Goethe-Biographien immer als „Tantchen“ fungiert, sie hatten ebenfalls Kinder miteinander und der Vater muss ein guter Vater gewesen sein, denn eine kompetente Zeugin bestätigt es. Goethes Mutter schreibt ihm Anfang März 1794: „Lieber Sohn! Alle Eure Pläne und Vorhaben kann ich mit vollem Zutrauen unterschreiben und eben so, was Ihr für Eure Kinder beschließet: denn wo hatten je Kinder einen bessern Vater, als die Euren?“ In diesem Satz könnten Abgründe beschlossen sein von Erinnerung an die eigene Familie, den Gatten, der immer „der Vater“ genannt ist in den Briefen der Frau Rath, auch ein Seitenblick auf den widerspenstig-folgsamen Johann Wolfgang. Aber es wäre Spekulation. Auf der Suche nach den Beziehungen Goethes zu Schlosser, der sein Schwager wurde und vorher, gleichzeitig und danach immer bedeutend mehr war, gerät man ins Jahr 1766. Goethe ein sehr junger Student, der fast zehn Jahre ältere Schlosser eigentlich schon vom Alter her kein passender Partner, aber die gemeinsame Herkunft aus Frankfurt verband wohl doch mehr, zumal sich die Familien natürlich gut kannten.

Wir finden fremdsprachige, vor allem englische Briefe Goethes, Schlosser wird in der Biographik vollends als der Vater von Goethes Englisch-Kenntnissen beschrieben, es tauchen bekannte Namen, Schönkopf etwa, aus der Leipziger Zeit auf. Johann Christian Kestner erfährt zum Jahresende 1773 von Goethe: „Schlosser ist der beste Ehmann wie er der zärtlichste und unverrückteste Liebhaber war.“, das junge Paar hatte Frankfurt noch nicht sehr lange verlassen. Später gibt es da ganz andere Töne und, natürlich von Goethes Deutungen aus „Dichtung und Wahrheit“ beeinflusst, erscheint die Ehe von Schwester und Schwager als eher problematisch, gar unglücklich für Cornelia. Goethes Aussagen über Johann Georg Schlosser in seiner Autobiographie sind zu finden im vierten,  siebenten, achten, zwölften, dreizehnten und schließlich im achtzehnten Buch, die weitaus umfangreichste zusammenhängende darunter steht im siebenten Buch. Wer aber einen, vielleicht den Kern von Goethes mindestens distanzierter Sicht auf Schlosser kennen lernen möchte, sollte sich die „Belagerung von Mainz“ vornehmen, wo ein heftiger Konflikt im Zusammenhang mit Goethes Lieblingskind, seiner Farbenlehre, geschildert ist. Noch die zurückhaltenden Formulierungen Goethes machen vorstellbar, wie damals die Fetzen buchstäblich flogen.

Zum Beleg sei der Schluss zitiert: „Dadurch regte sich abermals der alte Adam; leichtsinnige Behauptungen, paradoxe Sätze, ironisches Begegnen und was dergleichen mehr war, erzeugte bald Apprehension und Mißbehagen unter den Freunden: Schlosser verbat sich dergleichen sehr heftig, die Wirtin wußte nicht, was sie aus uns beiden machen sollte, und ihre Vermittlung bewirkte wenigstens, daß der Abschied zwar schneller als vorgesetzt, doch nicht übereilt erschien.“ In den „Tag- und Jahresheften“, die immer sehr aufschlussreiche Informationen darüber geben, was Goethe rückblickend für wichtig hielt, weniger, bisweilen gar nicht, dagegen, was wichtig tatsächlich war, findet sich für 1793: „Diesen Aufsatz legte ich meinem Schwager Schlosser vor, den ich nach der Übergabe von Mainz, dem siegreichen Heere weiter folgend, in Heidelberg sprach; ich ward aber gar unangenehm überrascht, als dieser alte Praktikus mich herzlich auslachte und versicherte: in der Welt überhaupt, besonders aber in dem lieben deutschen Vaterlande, sei an eine reine, gemeinsame Behandlung irgendeiner wissenschaftlichen Aufgabe nicht zu denken. Ich dagegen, obgleich auch nicht mehr jung, widersprach als ein Gläubiger, wogegen er mir manches umständlich voraussagte, welches ich damals verwarf, in der Folge aber, mehr als billig, probat gefunden habe.“ Aus der vermutlich fast handgreiflichen Debatte, in die die Wirtin eingreifen musste, ist eine „gar unangenehme“ Überraschung geworden, so war er halt, der alte Goethe.

Am 23. Oktober 1799 informierte Goethe Schiller über Schlossers Tod: „Von Frankfurt erhalte ich die Nachricht daß Schlosser gestorben ist. Die Franzosen und sein Garten sind die nächsten Ursachen seines Todes. Er befand sich in demselben als jene sich Frankfurt näherten, er verspätete sich und fand das nächste Thor schon verschlossen, er mußte bis zu dem folgenden eilen das weit entfernt ist kam in eine sehr warme Stube, wurde von da aufs Rathaus gerufen, worauf er in ein Fieber verfiel das tödlich wurde und ihn in kurzer Zeit hinraffte. Unsere botanische Correspondenz hat sich also leider zu früh geschlossen.“ Ein Schelm, wer den letzten Satz als finale Liebeserklärung deutet. Die Details hatte Goethe übrigens von seiner Mutter, die in unübertroffen typischer Art eben der Frau Rath ihrem Sohne die Umstände brieflich geschildert hatte, deren Opfer Johann Georg Schlosser letztlich wurde. Der entsprechende Brief stammt wahrscheinlich vom 20. Oktober 1799 und nennt das richtige Todesdatum 17. Oktober 1799, was sich im Anhang der Ausgabe des Insel-Verlages dann in den 13. Oktober verwandelt. Daten sind offenbar am anfälligsten für Druckfehler, weshalb auch dieser Beitrag zwei Tage nach dem Geburtstag erscheint, den der Große Killy seinen Lesern und Nutzern falsch und mich irreführend liefert.

Die reine Hinterlist ist der letzte Satz von Goethe an Schiller freilich nicht, denn zwei Tage nach seinem fünfzigsten Geburtstag hatte Goethe einen ausführlichen Brief an Johann Georg Schlosser geschrieben, der so beginnt, das Zitat ist absichtlich sehr lang: „Du hast sehr wohl gethan, mein lieber Bruder, daß du mir eine umständlichere Beischreibung deines Gartens zusendetest. Sie sieht freylich ganz anders aus, als deine erste, allzu bescheidene Ankündigung. Du hast einen großen Raum der noch erst anzulegen ist, dabey kannst du also viel brauchen und ich werde dir mit Vergnügen von unserer Seite was ich kann beytragen. Du erhältst hiermit zuerst den Katalog der Jenaischen neuen Anlage. Da er 1797 gedruckt ist, so haben wir freylich gegenwärtig viel mehr. Vielleicht kann ich dir bald einen Nachtrag schicken. Hiervon wähle du aus was dir fehlet, und es soll entweder im Herbst oder Frühjahr wie du es verlangst, und wie es sich schicken will aufwarten.
Ferner haben wir des Herzogs Anlagen; ich weiß aber nicht ob ein vollständiger Katalog, der darinn befindlichen und vorräthigen Pflanzen, gemacht ißt. Sodann einen Hofgärtner Reichardt der mit Sämereyen und Pflanzen handelt, dessen Katalog du in kurzem auch erhalten sollst. Von beyden ersten kann ich dir die Exemplare unentgeltlich und von dem letzten, in meinem Verhältniß, um billige Preise schaffen. Laß uns die Sache von Anfang etwas eifrig betreiben! Ich will dir in kurzem hinter einander was ich von diesen Verzeichnissen habhaft werden kann, übersenden. Schreibe mir was du brauchst und wünschest, und an der Besorgung soll es nicht fehlen.“

Das macht, muss man einräumen, doch den Eindruck, dass alte Animositäten ganz ausgeräumt oder aber beiseite gestellt werden konnten zwischen den beiden ja nun wahrlich längst gestandenen Männern. Im Falle des „Wilhelm Meister“ war Schlosser ohnehin nur einer von etlichen Empfängern gewesen, von deren Reaktion Goethe schwer enttäuscht war, wenn er sich auch, wie meist in vergleichbaren Fällen, diplomatisch dazu äußerte. Wie sehr tatsächliches Geschehen in Goethes Darstellungen aus meist sehr viel späterer Sicht vom Erleben der gleichen Situation in anderer Erinnerung abwich, lässt sich ebenfalls an und mit Johann Georg Schlosser demonstrieren. In den „Gesprächen, Band 1“ findet sich folgende Stelle: „So geschickt auch Goethe diesen wunderbaren Anfang seiner Bekanntschaft mit Höpfner in »Dichtung und Wahrheit« erzählt, so ist doch eben seine Schilderung ein neuer Beweis, wie ein solcher flüchtiger Scherz, wenn er in trocknen Buchstaben erscheint, so vieles von seinem Salz und Leben einbüßt. Ganz anders nahm sie sich (nach glaubwürdiger Erzählung) im Munde Höpfner's aus, wenn er sie dramatisirte, die seltsame Erscheinung des wunderschönen jungen Menschen mit den feuervollen Augen und dem unbeholfenen linkischen Anstand beschrieb, seine komischen Reden wiederholte und dann endlich zur Explosion kam,...“. Die betreffende Stelle in „Dichtung und Wahrheit“ (Zwölftes Buch) ist in der Tat an Trockenheit und Umständlichkeit kaum zu übertreffen. Schlosser war neben Merck und Christ dabei nur Zeuge, kaum Akteur.

Bei der äußerlichen Beschreibung Schlossers, wie sie sich im siebenten Buch von „Dichtung und Wahrheit“ findet, scheint Goethe auf Lavaters „Physiognomie“ zumindest ergänzend zurückgegriffen zu haben, die Rede ist vom Leipziger Haus Schönkopf: „Dorthin eilte ich, um Schlossern aufzusuchen, als er mir seine Ankunft melden ließ. Ich erinnerte mich kaum, ihn früher gesehen zu haben, und fand einen jungen wohlgebauten Mann, mit einem runden zusammengefaßten Gesicht, ohne daß die Züge deshalb stumpf gewesen wären. Die Form seiner gerundeten Stirn, zwischen schwarzen Augenbrauen und Locken, deutete auf Ernst, Strenge und vielleicht Eigensinn. Er war gewissermaßen das Gegenteil von mir, und eben dies begründete wohl unsere dauerhafte Freundschaft. Ich hatte die größte Achtung für seine Talente, um so mehr, als ich gar wohl bemerkte, daß er mir in der Sicherheit dessen, was er tat und leistete, durchaus überlegen war.“ Auch hier wären andere Deutungen denkbar, aber wiederum wie meist reine Spekulation. Dass weder Goethe noch Schlosser der Nachwelt überlieferten, wie ihre Beteiligung an einem Prozess aussah, der einen Stoff für den „Faust“ lieferte, gehört vielleicht an diese Stelle. Ernst Beutler hat in seinem kleinen Schlosser-Porträt wohl ohne polemische Absicht darauf aufmerksam gemacht.

Wir lesen bei Beutler: „Schlosser hat keinen „Faust“ geschrieben, so sind auch seine Prozeßakten meist verloren, die Goethes aber erhalten;  nur soviel wissen wir, in dem Prozeß der Kindesmörderin Susanna Margaretha Brandt, deren Hinrichtung vor der Hauptwache am 14. Januar 1772 für das Werden der Faustdichtung von Einfluß ward, hat Schlosser federführend den Scharfrichter vertreten.“ Das Missverständliche dieser Formulierung liegt auf der Hand, denn vermutlich sind auch zu Goethes Zeiten Hinrichtungen nicht mit der Feder vollzogen worden und  als Schreibtischtäter wäre Schlosser sicher unzutreffend beschrieben. Gesagt ist auf alle Fälle, dass Goethe und Schlosser zeitweise in ihrer Frankfurter Kanzleitätigkeit kooperierten, wer mit weniger Liebe zum Beruf dabei war, soll nicht ausgemittelt werden. Sehr interessant ist freilich, dass der Holländer Johan van der Zande, der sich in seinem Buch über Schlosser (Franz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH Stuttgart), erschienen als Band 119 der Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz 1986, mit einer fast unüberschaubaren Vielzahl von überlieferten Dokumenten auseinandergesetzt hat, hierzu keinerlei Hinweis liefert. Dafür erfahren wir bei ihm, wie es kommt, dass Schlossers Werk „Katechismus der christlichen Religion für das Landvolk“ eines der seltensten Bücher seiner Zeit wurde, nicht wie bei Ernst Beutler behauptet, das Vorgänger-Buch „Katechismus der Sittenlehre für das Landvolk“: Es wurde beschlagnahmt, die beim Buchhandel eingezogenen Exemplare gar öffentlich verbrannt. Johann Georg Schlosser war also, um es mit Pathos zu sagen, ein frühes Opfer von Bücherverbrennung.

Im Jahr 1772 war Johann Georg Schlosser federführend am berühmtesten Jahrgang der „Frankfurter gelehrte Anzeigen“ beteiligt und es ist bis heute für alle, die nichts Besseres zu tun haben, eine Herausforderung, den anonym erschienenen Beiträgen die bekannten Autoren zuzuordnen, die nachweislich beteiligt waren. Schlosser gilt als Autor diverser Beiträge zu ökonomischen Fragen, außerdem ist gesichert, dass er sich zu Lavater äußerte und einem offenbar ziemlich seltsamen Buch „Fragen an Kinder“. Die Ökonomie beiseite, ist die Besprechung Lavaters, mit dem Schlosser auch in brieflichem Kontakt stand (wie Goethe), höchst interessant. Schlosser widerspricht nämlich ziemlich eindeutig den Grundannahmen Lavaters, ohne deshalb das zur Rede stehende Buch einfach nur zu verurteilen. Und er hat sogar Humor: „Wie leicht ist es nun, den Tiefsinn in die Stirne zu setzen, der bloß in der Staatsperucke ruhet; wie leicht, die Grazie im Reifrock zu verlieren; wie schwer, die Natur aus der Draperie hervorzusuchen, womit wir unsre Leiber und unsre Seelen behängen?“  Schlosser fragt vorher: „Zum Beispiel: warum sind Leute, die von Natur keine Luft in der Nase haben und den Mund deshalb nicht schließen können, meistens etwas dumm?“ Was ist das für eine herrliche Frage! Nichts mit Ernst und Trockenheit, die ihm gern nachgesagt werden, kurios nur die Verdrehung des Verdrehten. Schlosser wusste natürlich, wie wichtig die Beobachtung für eine physiognomische Deutung ist und auch, dass sich Menschen ungern beobachten lassen. Der Vorschlag, sich auf sehr ähnliche Porträts oder Schattenrisse zu verlassen, ist regelrecht köstlich. Goethe immerhin folgte ihm dabei, als er Charlotte von Stein nach einem Schattenriss zu lieben begann, ehe er sie erstmals sah.

Hier müsste nun folgen, was Johann Georg Schlosser gegen Alexander Pope, gegen Immanuel Kant, gegen Schlegel, Novalis und Schelling zu Papier brachte, wie er es schaffte, es sich mit möglichst vielen Leuten zu verderben und wie daraus ein schlechter Ruf entstand, der mit seinen wirklichen Thesen, mit seinen praktizierten wie schrifltich fixierten Überzeugungen nicht gut in Übereinstimmung zu bringen ist. Schlosser hat viel geschrieben, ist viel besprochen worden, wie er selbst auch vieles besprochen hat. Schlosser hat als wirkender Beamter in verschiedenen Diensten, lange in Baden auch nach dem Tod seiner ersten Frau Cornelia in Emmendingen, wo sein Haus heute Bibliothek ist, Verdienste erworben. Er hat soziale Projekte, wie es heute hieße, angekurbelt, er ist nicht selten ganz oder teilweise gescheitert, er hat sich mit seinem Landesfürsten angelegt, ohne dass es ihm letztlich schadete. Eine Zeit seines Lebens hat er in Eutin verbracht, wo er Mittelpunkt eines Kreises guter Köpfe war, am Ende hat ihn ein Ruf in seine Vaterstadt wieder in Frankfurt am Main landen lassen, wo er schließlich starb. Von Friedrich Schlegel stammt das Diktum: „Ein Philosoph kann mit Schlosser oder Nikolai streiten; ein Historiker darf sie nicht erwähnen.“ Hier irrte Schlegel.


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