19. November 2018

Die erste leibhaftige Oberbürgermeister-Besichtigung liegt hinter uns. Wir sahen noch die nervös umher spähende Hauptamtsleiterin, Meisterin des Protokolles, in diese und jene Richtung schauen, während verschieden Bemützte sich so nach und nach um den Gedenkort sammelten, als er dann erschien: jungenhaft, unauffällig, die Zeiten breitkrempiger schwarzer Hüte sind vorbei. Ihm scheint man noch alles sagen zu müssen und er selbst sagt fast nichts. Das Protokoll hat Übermacht, jeder vergessene Ehrengast kann eine Stimme kosten bei der nächsten Abstimmung. Seine Wahlklientel ist stärker bei diesem Volkstrauertag vertreten als sie es je war, der Kreis derer, um die getrauert, derer gedacht wird, ist längst formelhaft so erweitert, dass auch die, die einen wegen Mitgliedschaft im Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge glatt kryptischer Rechtsradikalität verdächtigten, jetzt ihre Mützen von den Ohren ziehen, wenn die Solotrompete beginnt: „Ich hatt`einen Kameraden …“


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