13. Februar 2020

Alfred Kosing lebt. Der vermutlich älteste noch röhrende Philosophie-Hirsch der DDR, geboren am 15. Dezember 1928, also zwei Monate jünger als meine Mutter, die nicht mehr lebt, lebt nicht nur noch, sondern schreibt auch immer noch Bücher. Und zwar dicke. Das ehemalige Zentralorgan der Partei, deren Mitglied er 1946 wurde, belobigt heute fünfspaltig einen 687 Seiten starken Wälzer mit dem Titel „Haben Nation und Nationalstaat eine Zukunft? Ein Beitrag zur Erneuerung der marxistischen Nationstheorie“. Sein Buch „Nation in Geschichte und Gegenwart“ war nicht halb so dick und erschien 1976. Als Student der Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin hatte ich mich hinein zu vertiefen. Und fand kaum wieder heraus. Im einschlägigen Seminar präsentierte man uns eine Entwicklungsreihe, die bei Gens und Stamm begann, über die Völkerschaft zur Nation führte und dann kam: Das Sowjetvolk (das nach Gorbatschow wieder zu Stämmen zurück mutierte).


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