2. Mai 2020

Minuten vor Mitternacht war ich fertig mit dem Riesenvergnügen, „Das Vergnügen“ zu lesen. Wäre ich jünger, hätte ich mir vor die Stirn geschlagen: Warum hast du das nicht schon früher gelesen? Ich bin aber nicht jünger und mit 67 einer 70-Jährigen irgendwelche literarischen Liebes- oder ähnliche Erklärungen zu machen, ist auch irgendwie nicht standesgemäß. Natürlich ahne ich, was mich abhielt, denn inzwischen habe ich auch seitenweise Kritiken zu „Das Vergnügen“ gelesen. Ich ließ mich nur ungern auf die Figur des Arbeiters in der DDR-Literatur stoßen und wenn sogar Anneliese Löffler (bei Volker Braun: Frau Professor Messerlein) das Buch toll fand, konnte es kein Buch für mich sein. Weit gefehlt, aber tief in die verkehrte Welt der DDR hinein führend! Man las nicht, was gelobt wurde allseits. Rückblickend kann ich mich trösten: der Westen las es auch nicht, war nicht dissidentisch, war „Literatur der Arbeitswelt“, roch irgendwie nach Gruppe 61 und Erika Runge. Alles Unfug: Angela Krauß hat 1984 ein großes Buch geschrieben, so dünn es auch war.


Joomla 2.5 Templates von SiteGround