Walter Janka: Schwierigkeiten mit der Wahrheit

Als Albany, der Gatte Gonerils in „König Lear“, ihr vorwirft, sie gehe zu weit in ihrer Furcht, hat Goneril eine Antwort parat, die aus manchem Munde stammen könnte: „Viel sichrer als zu weit zu gehn im Vertrauen. // Weg schaff ich, was ich fürchte, um nicht stets // Zu fürchten, daß es mich wegschafft.“ In den Worten des Dichters und Shakespeare-Übersetzers Georg Herwegh ist das nicht mehr und nicht weniger als die ewige Sicherheitsdoktrin von Diktatoren und voll Argwohn sei sofort angefügt, wohl keineswegs nur von Diktatoren. Alle Jahrgänge von Nachrichten-Magazinen und solchen, die es gerne wären, sind voll von Geschichten, die das Wegschaffen beschreiben, das die großen Alphatiere der Politik längst beiderlei Geschlechts nicht zuletzt auch als Ausweis ihrer Führungsstärke betreiben. Es gibt einen unter Umständen nur graduellen Unterschied, der das spätere Schicksal der Weggeschafften betrifft: als Überlebende können sie im fortgeschrittenen Alter  mit ihren Geschichten an Öffentlichkeiten gehen und plötzlich sind sie weit mehr als einfach nur einstige Opfer. Wofür sie dann stehen, weitet sich zu einem eigenen Stoffgebiet.

Am 28. Oktober 1989, Erich Honecker hatte zehn Tage zuvor widerwillig seinen Platz an der Spitze von Partei und Staat geräumt, in hektischer Betriebsamkeit zelebrierte die das ganze Ausmaß des heranrasenden Zusammenbruchs nicht ansatzweise ahnende SED den Kurs des „Dialogs“, der darin bestand, dass die allesamt noch in Amt und Würden verbliebenen alten Funktionäre ausschwärmten, um ihr geneigtes Ohr den Sorgen und Nöten des Volkes zu leihen, so weit es überschaubare Nöte wie die unstabile Versorgung mit Brötchen waren oder überfüllte Arbeiterbusse, an diesem Sonnabend jedenfalls lud das Deutsche Theater zu Berlin, Intendant Dieter Mann, zu einer Lesung aus Walter Jankas im Rowohlt-Verlag erschienenem Buch „Schwierigkeiten mit der Wahrheit“ ein. Nie vorher und nie nachher, lässt sich wohl sagen, gab es eine Buchlesung mit solcher Wirkung in der DDR, die es freilich sehr bald als ganze schon gar nicht mehr gab. Der Rückblick auf Buch und Ereignis offenbart ein Vierteljahrhundert später zuerst eines: die Erkenntnis, dass Entwicklungen bisweilen, nicht oft freilich in der Geschichte, eine Rasanz erreichen, die den Anfang eines Satzes, wenn er lang genug ist, schon unwahr machen, eher der finale Punkt gesetzt ist.

Meine, um nun auch von mir zu reden, naive Annahme, ich könnte die Gunst des hundertsten Geburtstages von Walter Janka am 29. April 2014 auf halbwegs elegante Art nutzen, um beispielsweise meine frühe Animosität gegen jenes scheinbar endlich der Glasnost-Politik des KPdSU-Generalsekretärs Michail Gorbatschow, als der noch nicht zum Wodka-Namensgeber verkommen war, sondern mit Druck das Wodka-Verbot in seinem Reich durchzusetzen suchte, Tür und Tor öffnende schmale Buch in halbwegs gültige Worte fassen, sie hat sich in Stunden in Wohlgefallen aufgelöst. Nach der Neu-Lektüre des Lizenzdrucks auf schlechtestem Papier, mit dem der Aufbau-Verlag die extrem große Nachfrage im Jahr 1990 noch zu befriedigen suchte, ehe alle Lizenzen zwischen ost- und westdeutschen Verlagen zur kuriosen Geschichtsepisode wurden, war mir noch halbwegs klar, was ich formulieren würde. Schon der Blick in mein Archiv aber verunsicherte mich bis zur Schreibhemmung. Denn mein uraltes instinktives Empfinden, Janka habe damals vor allem Anna Seghers sehr Unrecht getan, bekam frische Nahrung.

Der Versuch, mich an mein damaliges Tun und Fühlen zu erinnern, endete im Ordner mit den Dokumenten meiner (Nicht-) Zugehörigkeit zum Schriftstellerverband der DDR, Bezirksverband Suhl, Sitz Meiningen. Der 27. und der 28. Oktober waren das letzte Wochenende im Monat, das traditionell jeweils der Verbandstagung in Meiningen gewidmet war, immer mit Manuskript-Lesungen und Diskussionen verbunden, für dieses Wochenende war Wilhelm Bartsch eingeladen. Und ich, vermeintlich seit Juni junger und frischer Kandidat des Verbandes, seit zwei Monaten freiberuflicher Literaturkritiker, fühlte mich berufen, weil Landolf Scherzer zu Recherche-Zwecken sich in der Sowjetunion aufhielt, dafür zu sorgen, dass nun endlich auch der Suhler Verband sich zur Lage im Lande öffentlich äußerte, was andere Bezirksverbände längst getan hatten. Ich entwarf am 27. Oktober ein zweiseitiges Papier, das mit allen Unterschriften der versammelten Autoren an die Bezirksleitung der SED gehen sollte, dann aber aus formaldemokratischen Gründen keine Freigabe bekam. Der Entwurf ist später in Suhl ausgestellt worden, als es schon galt, die lokale Wende-Geschichte zu dokumentieren. Die November-Tagung entfiel dann und bald blieb meine letzte Verbandsaufgabe im Auftrag Landolf Scherzers die, den Kandidaten und Gasthörern mitzuteilen, dass der künftige Verband mit ihnen nichts mehr zu tun haben will und auch kein Geld mehr hat für irgendwelche Treffen.

Von Jankas Buch habe ich an diesem Wochenende vermutlich nur aus Nachrichten Notiz genommen. Ob mir damals das ganze Ausmaß an Verwunderung darüber, dass der einstige Chef des Aufbau-Verlages seine Darstellung der Geschichte des Schauprozesses gegen ihn und seine drei Mitangeklagten letztlich in eine posthume Anklage gegen Johannes R. Becher und Anna Seghers verwandelt hatte, bewusst war, wie es mich jetzt umtreibt, das kann ich nicht seriös behaupten. Sicher weiß ich, dass ich aus meiner sehr intensiven Auseinandersetzung mit Anna Seghers im Vor-und Umfeld eines Artikels für die Berliner Zeitung im Jahr 1987 heraus mindestens tiefes Verständnis empfand für ihre möglichen Ängste. Mir war die Geschichte ihres Pariser Unfalls geläufig und ich hatte alles irgendwie Greifbare gelesen, um innerlich ihrer schwer fassbaren, weil der Öffentlichkeit weitgehend vorenthaltenen Persönlichkeit näher zu kommen. Die Schwere des Vorwurfes gegen sie und gegen Becher, das zeigte sich in der ganzen Geschwindigkeit aller damals laufenden Entwicklungen in der DDR, drohte nicht nur, in ihren Ausstoß aus dem bisherigen Olymp zu münden, sie hatte alles Potential, zwei bedeutende Exponenten der deutschsprachigen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts zu Unpersonen zu machen.

Die mit allen Revolutionen, den tatsächlichen und den vermeintlichen, besonders in Deutschland mit je exzessiven Bilderstürmereien verbundenen Vorgänge waren mir stets aus Prinzip und Überzeugung zuwider, sie werden es immer sein und wenn ich im Fernsehen beobachte, wie eine Horde von Idioten von einer Horde von idiotischen Kameramännern gefilmt überdimensionale Denkmäler stürzen und ihre fotogene Wut an Beton und Bronze austoben, dann weiß ich, warum ich in Erweiterung dieser meiner Überzeugungen auch alle symbolische Politik widerlicher finde als den größten tatsächlichen Blödsinn. Die Überreste calvinistischen Rasens in der schweizerischen Reformationszeit, die ich einmal in einer Ausstellung in der Kartause Ittingen besichtigte, haben mich vor vielen Jahren final geheilt von jeder Restsympathie für derartiges Treiben im Fall der Fälle. Walter Janka aber und es kann ihm eigentlich nicht verborgen geblieben sein, fokussierte aus der historischen Distanz zu den Ereignissen des Jahres 1956, die ihn zutiefst berechtigt und vollkommen verständlicherweise verbitterten, seine Zuweisungen moralischer Schuld und das nur war es schlussendlich, ausgerechnet auf eine ängstliche Frau und einen von Drogenkonsum und Lebensfrust zermürbten Mann, beide mit großen Namen.

Mehr noch die Interviews nach der Lesung als das Buch selbst vermittelten den schwer abweislichen Eindruck, als hätte Walter Janka seinen Fall als Beispiel des auch in der DDR rüden Stalinismus erzählerisch entfaltet, ohne sich auch nur ansatzweise um dessen tiefere Ursachen zu kümmern. Denn wäre alles in der Tat, wie letztlich behauptet, aus der falschen verbrecherischen Ideologie herausgewachsen, dann wäre jede noch dem einfachsten Parteimitglied in der primitivsten Schulung immer wieder vermittelte Theoriebasis des dialektischen und historischen Materialismus ja von vorn herein falsch gewesen. Heute kann man jedem Pseudo-und Krypto-Revolutionär nachsehen, wenn er Verhältnisse dadurch zu ändern meint, dass er das sie abbildende Vokabular attackiert oder gar per Dekret und Sprachpolizei abzuschaffen trachtet. Mit dem realen Funktionieren von Verhältnissen und real existierenden Gesellschaften hat das freilich weniger als nichts zu tun, es trägt eher zu ihrer Stabilisierung bei. So liest man denn auch arg verwundert Jankas Antworten auf die Frage, warum er trotz seiner nun wahrlich verheerenden Erfahrungen mit der stalinistischen Diktatur „der Partei“ treu blieb. Eine lautete, er könne doch nicht zum Bürgertum überlaufen. Er blieb dem Denken verhaftet, dessen Opfer er wurde, das ist auch mit Anstrengung nicht einfach nachzuvollziehen oder gar zu verstehen.

Unter den publizierten Briefen zu Jankas Buch, sie erschienen mit dem Titel „Nach dem Schweigen endlich sprechen“. Briefe an Walter Janka“ ebenfalls im Aufbau-Verlag 1990, herausgegeben von den Journalisten Alfred Eichhorn und Andreas Reinhardt, ist mir einer wegen der Prominenz seines Absenders aufgefallen. Günther Rücker, Verfasser von zahlreichen auch preisgekrönten Hörspielen, später auch von hochgelobter Prosa, wandte sich am 14. November 1989 an den zehn Jahre älteren Janka: „Gestern sah ich den Mielke am Rednerpult der Volkskammer. Es war das Elendeste, was dort wohl je stand.“ Wie wird es dem IMB „Günther“ wohl zumute gewesen sein, als er seinen höchsten Chef so sah und als er diesen seinen Eindruck einem Stasi-Opfer vermitteln wollte? Rücker, der später aus Berlin in die thüringische Provinz auswich, um sich aus der Schusslinie zu nehmen, war einer der prominentesten inoffiziellen Zuträger für das Ministerium des Mannes, den Janka schon aus Spanien als stalinistischen Auftragskiller kannte. Rücker machte Janka, das offenbar die Hauptabsicht seines Briefes, auf eine anstehende Darstellung der 56er Ereignisse aus der Feder von Wolfgang Harich aufmerksam.

Im Buch selbst verschwieg Janka den Namen Mielkes noch, später, als weitere Geheimniskrämerei ohnehin unsinnig war, bekannte er sich dazu, ihn gemeint zu haben. Aber im den Briefband beschließenden Interview findet sich die mehr als irritierende Formulierung über „Erich Mielke, der nämlich auch in Spanien war, aber – und das muß ich leider hinzufügen – niemals im Schützengraben, niemals, nicht eine Stunde.“ Was bedeutet in diesem Zusammenhang das „leider“? Irritierend ist auch, im selben Interview, die Aussage zum Vaterländischen Verdienstorden in Gold, mit dem Janka zum 1. Mai 1989 ausgezeichnet wurde: „Es war also eine verspätete Zustellung dessen, was mir längst zustand.“ Dass er diese und jede Auszeichnung der DDR verdient hatte, soll und muss nicht in Zweifel gezogen werden. Aber sagt man von sich selbst das so? Später, und ohne dieses Wissen würde ich die Frage an dieser Stelle gar nicht aufgeworfen haben, verrieten Dokumente, dass Janka selbst schon früher bei Honecker persönlich für sich den Orden gefordert hatte. Die behauptete Schwierigkeit, den Orden überhaupt anzunehmen, muss also mit einem kräftigen Fragezeichen versehen werden.

Der SPIEGEL veröffentlichte am 4. Juni 1990 einen mehrseitigen Beitrag von Rolf Schneider, der sich die Überschrift von Jankas Buchtitel lieh. Ich kenne nicht viele Texte, die noch widerlicher sind als dieser, dummdreister, anmaßender, hinterhältiger, für Janka wohl extrem ehrverletzend, so ist jedenfalls aus seiner Reaktion ablesbar, die er als Erwiderung ebenfalls im SPIEGEL veröffentlicht wissen wollte, was ihm aber nicht gewährt wurde. Janka wurde seine „Gegendarstellung“, die keine war, beim FREITAG los, dem bis heute existierenden Nachfolger der alten Kulturbund-Wochenzeitung SONNTAG, der in der 56er Angelegenheit auch eine erhebliche Rolle gespielt hatte. Janka reagierte nur scheinbar souverän, indem er auch einen Protest gegen eine Kritik von Walter Boehlich an Victor Klemperers in der DDR hochberühmtem Buch „LTI“ einbezog. In Wirklichkeit aber sind seine Zeilen in einem Maße dünnhäutig, wie es gerade in der Zeit seiner höchsten Popularität und der ihm von außen wie auch in der Selbstwahrnehmung zugeordneten Stärke kaum vorstellbar ist. Die miesen kleinen Anspielungen Schneiders, die sich außer gegen Janka ja auch gegen Harich, gegen Schneiders einstigen Chef Bodo Uhse richteten, hätte Janka besser einfach überhört. Im FREITAG aber rechtfertigte er seine teuren Anzüge und seine Vorliebe für schnelle Autos ausgerechnet mit seinen Verdiensten.

Walter Boehlichs Text zu Victor Klemperer ist, es wird kaum Zufall sein, in dem posthumen Sammelband „Die Antwort ist das Unglück der Frage“ (S. Fischer 2011) nicht enthalten. Die Darstellung Rolf Schneiders aber, die sich beeilte, Jankas Buch als „sprachlich eher unbeholfen“ zu bezeichnen, was durchaus zutreffend ist für die eine oder andere Passage, aber eben für die Art des Buches ohne Bedeutung, enthält auch eine tückische Verteidigung von Anna Seghers. Sie war „eine scheue Person, was jeder wußte, der sie kannte. Mut gehörte nicht zur notwendigen Grundausstattung bedeutender Schriftsteller.“ Dekretierte Schneider, um sofort anzuschließen: „Auch Brecht war ein Feigling...“. Genau diese unterirdische Tücke muss einen wie Janka nah an die Weißglut gebracht haben. Denn so war nicht nur die eben scheinbar verteidigte Anna Seghers zum Feigling ernannt, als gäbe es zwischen Mut und Feigheit nichts. Es senkte ein Mann in angemaßter Richterrolle den Daumen, den unter dem Thema Mut bis heute noch niemand ernsthaft analysiert hat. Es ist dumm, mies und unverantwortlich, Menschen mangelnden Mut vorzuwerfen. Wirklich Mutige fänden es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mehr als peinlich, sich über andere derart zu äußern.

Der Westemigrant Janka hatte das Glück und in unserem Zusammenhang absurderweise auch das Pech, den tobenden stalinistischen Mordterror nicht aus eigener nachbarschaftlicher Erfahrung, teilweise von Tür zu Tür für die in Moskau beispielsweise im Hotel Lux wohnenden deutschen Kommunisten, die sich gegenseitig belauerten, wer wohl der nächste werden könnte, durchleben zu müssen. Angst und auch „Feigheit“ vor solchem Erfahrungshorizont sind von spezifischem Gewicht. Doch war, und das sei abermals betont, das Kernproblem des schlimmen Systems ja keineswegs die mangelnde Kritikbereitschaft der Intellektuellen, die in Stalins Arbeiterparadies einfach erschossen wurden oder für Jahre und Jahrzehnte in mörderische Arbeitslager verschwanden. Das Treubleiben Walter Jankas, diesen Vorwurf muss man dem das subjektiv sicher nicht beabsichtigt habenden Buch machen, stärkte neben manchem Verunsicherten vor allem auch die Falschen, die den alten Leninschen Theorien von Einheit und Reinheit der Partei in ihren schlimmsten Konsequenzen unverändert anhingen (und heute noch anhängen).

Kurioserweise hat ausgerechnet IM Günther in seinem schon zitierten Brief den Nagel wohl unfreiwillig auf den Kopf getroffen: „Du wirst es sein, der einmal von sich wird sagen können, mit mir hat ein wesentlicher Teil von Glasnost bei uns begonnen, und dafür wird Dir dies Land Dank erweisen müssen, solange es besteht.“ Günther Rücker hat das Verfallsdatum präzise benannt. Rücker hat übrigens auch mit sicherem Instinkt vorausgesehen, was mit Johannes R. Becher geschehen wird im Blick auf dessen hundertsten Geburtstag 1991. Aus heutiger Sicht und Kenntnis war der Schluss des Briefes an Walter Janka schon ein erstes Geständnis: „Endlich kommt das wirklich Große und das wirkliche Elend der Zeit ins Bild. Jeder kann ja dann sein eigenes Bild ansehen und sich seine Gedanken darüber machen. Ich habe an meinem schon jetzt ganz gründlich zu arbeiten und sehe vieles neu – und nicht immer sehe ich noch so gut aus, wie ich mir vor Jahresfrist vorkam.“ Am 28. Oktober 1989 prägte in Ilmenau in der Festhalle ein führender Genosse den Satz: „Bis gestern war für mich die Welt noch in Ordnung.“ Den Satz bekommt er bis heute bei passender Gelegenheit um die Ohren gehauen.

Als Walter Janka bereits tot war, er starb am 17. März 1994, meldete sich der namhafte Exilforscher Wolfgang Kießling, der sich besonders intensiv mit dem Exil in Lateinamerika befasst hatte, in NEUES DEUTSCHLAND zu einem Buch zu Wort, das frisch im Carl Hanser Verlag erschienen war: Walter Janka: Die Unterwerfung. Eine Kriminalgeschichte aus der Nachkriegszeit. Kießling zitierte Bodo Uhse über Janka, der von ungehobelter Geradheit schrieb und von Rücksichtslosigkeit gegen andere und sich selbst. Kießling widerlegte anhand inzwischen bekannter und auch zum Teil  veröffentlichter Dokumente zwei Kernthesen des Buches „Schwierigkeiten mit der Wahrheit“: die Untätigkeit von Anna Seghers und die angeblich belastende aus Charakterschwäche geborene Aussage von Paul Merker in Jankas Prozess. Die Geschichte ist rasend schnell über Walter Jankas Buch hinweggerollt, an Glasnost war im ursprünglichen Sinn nicht mehr zu denken. Die alte Bundesrepublik übernahm nicht nur das Staatsgebiet der DDR und zahlte dafür in D-Mark, sie übernahm auch die Deutungshoheit über die DDR-Geschichte, was zu neuen und ganz anderen „Schwierigkeiten mit der Wahrheit“ führte, die bis heute kein Generalthema geworden sind.


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