Schreib was dazu!

Kaum ist man ein Atom im Meinungsmeer, schon gibt es unsittliche Anträge. Nein, es geht mir nicht wie Sergej Lochthofen, der keinen Abfahrtshang hinunter jagen konnte auf hochalpinen Edelpisten, ohne unterwegs von bis zu 22 Fernsehsendern angerufen zu werden, die seine Meinung über dies und jenes, meist vor allem über jenes, unbedingt erfahren wollten. Mir ginge das nicht einmal als eigene Galaxie im Medienkosmos so. Denn ich bin ein saumiserabler Skifahrer, mein letztes Erfolgserlebnis liegt 44 Jahre zurück und da ging es auch nicht abwärts, sondern nur geradeaus. Ich wurde Zweiter im Langlauf, auf Sprungskiern, denn andere hatte ich nicht, es gibt sogar die Urkunde noch. Die weist freilich nicht aus, dass nur vier Starter um den Titel rangen, von denen zwei disqualifiziert wurden.

Also der Antrag lautet: Schreib doch mal darüber. Schreib doch, dass die TA der Leser seltsam ähnlich aussieht wie das FW der anderen Leser. Nee, sag ich, ist doch klar, die beiden Blätter werden in einer Druckerei gedruckt, wenn die einmal Grün anmischen, dann nehmen die das für das andere Blatt gleich mit. Das spart. Außerdem war doch der Blatt-Designer, aber nein, das würde in die Rubrik Nähkästchen gehören und Erwägungen über Marktführerschaften und dergleichen vonnöten machen. Wollen wir aber nicht.

Und wie sieht es mit Neues Deutschland aus? Gestern haben die auf ihrer Titelseite, was ihnen selbstredend frei steht, ihre Literaturseite so angekündigt: „Neben Aufbau Ost gab es oft Abbau, hier in Magdeburg. Das Wirtschaftswunder blieb aus. Auswanderung in die Schweiz ist nicht die Lösung, auch wenn es dort gute Bücher gibt.“ Das wiederum zu erörtern, müsste ich meine Rubrik Meine Schweiz bemühen, die hat aber momentan ein wenig Freizeit. Grundsätzlich hätte der Gedanke etwas, in Länder auszuwandern, weil es dort gute Bücher gibt. Freilich nur, solange man darüber nicht näher nachdenkt. Denn signifikant oft fallen in der Weltgeschichte der Literatur miese Verhältnisse und hervorragende Bücher darüber zusammen. Man könnte hier stellvertretend ein Ländlein nennen, dem ich mit meiner Rubrik Meine DDR eine virtuelle Fortexistenz, nee, das nun gerade nicht.

Dann ist da noch die Thüringerin, die bei Heidi Klum nun nicht mehr stöckelt. Ich habe ihr Scheiden nicht verfolgt, ich hätte auch das Scheiden einer Chiemgauerin oder einer Holsteinerin mit dänischem Migrationshintergrund nicht verfolgt. Weil es mich, verdammich, nicht interessiert. Nicht einmal die Länge der Nachspielzeit von Gladbach gegen Bochum interessiert mich tatsächlich, denn wer nächste Saison in Dortmund auch verlieren darf, ist aus dieser oder jener Sicht, ausgenommen Bayern, durchaus sekundär.

Was mich beschäftigt, ist die Frage, ob Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer im Gellert-Bad in Budapest (wie oft bin ich da gewesen zwischen 1965 und 1976, da schwammen nur sehr alte Damen mit sehr komischen Gummi-Bademützen) eine Dame mit weißem Bändchen beanspruchen durfte oder nur eine anderer Farbe. War das überhaupt Herr Kaiser? Das ist doch mal eine wirklich schöne Nachricht gewesen, die eine wirklich aufmerksame Nachrichtenagentur an die derlei liebenden Printmedien geschickt hat: „Sexparty als Belohnung“. Mein Urverdacht, die größten und bekanntesten Versicherungen würden bei den üblichen Rankings nur deshalb immer so weit hinten stehen beim Preis-Leistungsverhältnis, weil sie unser aller Knete, nun ja, zweckentfremden zur eigenen Belustigung, und sei es nur die Gehaltsstreifenbelustigung der Festangestellten, wird brutal bestätigt.

Ach, Ilona, wenn Du noch leben würdest, die Du mir die erste Hamburg-Mannheimer Vermögensspirale aufschwatzen wolltest anno 1990. Was hättest Du wohl mit einer Dame im Gellert-Bad angefangen? Oder gab es in einem anderen Bad, Rudas beispielsweise, noch eine Party mit bebänderten Männern, und wenn, wo trugen die die Bänder?


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