Nackt unter Wölfen

Nicht nur des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald war dieser Tage zu gedenken, man darf auch an den Verfassers jenes Romans erinnern, der schon 1986 auf drei Millionen verkaufter Exemplare zurückblicken durfte, davon zwei Millionen in der DDR. Bruno Apitz, geboren am 28. April 1900 in Leipzig, gestorben am 7. April 1979, war Autor des mit Abstand erfolgreichsten Buches, das je in der DDR in den Verkauf kam. Es ist vollkommen müßig, griffige Erklärungen des Erfolgs mit Propaganda, mit Pflichtlektüre in der Schule oder Ähnlichem in Umlauf zu bringen, neuerdings wird auch gern vom Gründungs-Mythos der DDR fabuliert, wenn es um „Nackt unter Wölfen“ geht, sie ändern an der Tatsache nichts. Ich selbst gehöre zu jenen wohl nicht allzu seltenen Exemplaren der einstigen DDR-Bürgerschaft, die den Roman nie gelesen haben. Als die Pflicht für Schüler der neunten Klassen beschlossen wurde, 1970, begann ich mein letztes, das zwölfte, Schuljahr an der Goethe-Schule in Ilmenau, damals im Status einer Erweiterten Oberschule. Ich hätte „Nackt unter Wölfen“ todsicher gelesen, denn ich las alle Pflichtbücher des Deutschunterrichts und wurde durch die Lektüre weder von Willi Bredel noch von Ludwig Renn noch von Maxim Gorki nachhaltig abgehalten. „Die Gewehre der Frau Carrar“ entfremdeten mir nicht Brecht, „Kabale und Liebe“ nicht Schiller, „Macbeth“ nicht Shakespeare, im Gegenteil.

Zu „Nackt unter Wölfen“ hatte ich dennoch ein frühes Verhältnis. Nicht, weil das Buch natürlich im Buchbestand meiner Eltern zu finden, nein, weil mein Vater an der Verfilmung beteiligt war. Er war einer jener Kleindarsteller, die für die finale Szene des Sturms auf das Lagertor, vornweg rannte Erwin Geschonnek, mehrfach über den Platz zu laufen hatten, ganz weit hinten. Ich sah den Film im Gang der Jahre mehrmals, meinen Vater aber nie. Er war entweder zu weit hinten oder aber in einer Sequenz, die geschnitten wurde, nicht seinetwegen selbstverständlich. Er hat es nie bedauert, ich natürlich noch weniger. Heute denke ich, dass er damals noch dünn genug war, als Häftling durchzugehen, später wäre ihm das nicht mehr gelungen. So aber, erzählte er bisweilen, war der kleine Statistenjob für einen Schüler der Bezirksparteischule Erfurt eine mehr als willkommene Abwechslung. Im Roman habe ich immer mal geblättert, daran erinnere ich mich gut, mindestens, wenn ich den Film sah, aber auch, nachdem ich den üblichen Pflichtbesuch in Buchenwald absolviert hatte, der ins Programm der Jugendstunden vor der Jugendweihe gehörte: meine fiel in den März 1967. Natürlich stand auch ich in der Ecke, in der Thälmann der Überlieferung nach erschossen wurde. Natürlich sah auch ich den schrecklichen Film mit den Leichenbergen und den Bulldozern, die gar nicht in Buchenwald gefilmt worden waren, sondern in Bergen-Belsen.

Bergen-Belsen konnte ich erst sehen, als jener Staat verschwunden war, der angeblich auf dem Mythos von der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald baute. Mir war mein 20. Hochzeitstag 1996 nicht zu schade, das verbliebene Fast-Nichts zu sehen, Sterbeort von Anne Frank, deren Versteck in Amsterdam ich damals auch sah. Noch nicht so extrem überlaufen wie später, gut besucht aber auch schon. Wenn ich bedenke, dass der heute so uralte Herbert Köfer damals einen bösen SS-Mann zu spielen hatte (und das natürlich konnte), sehe ich, wie schrecklich viel Zeit vergangen ist. 2015 kam eine neue Verfilmung von „Nackt unter Wölfen“, was immerhin nun auch diversen Medien des veralteten Bundesgebiets Gelegenheit gab, sich zu äußern. Man beging den ältesten aller dummen Fehler im Umgang mit Romanen, man versuchte, ihn nach Beck-Messung an der Wirklichkeit hinsichtlich der Korrekturen zu betrachten, die Neu an Alt vollzog. Selbst der SPIEGEL sprach in Form von Martin Doerry von zu viel Grausamkeit, was Bruno Apitz und sein Verfilmer Frank Beyer einst nicht zum Schaden von Roman und Film vermieden hatten. Dass die Amerikaner und nicht die Russen Buchenwald befreiten, konnte wahrlich niemanden mehr überraschen, dass die Selbstbefreiung keine war, überraschte auch nur noch die ganz Ahnungslosen, in der ehemaligen DDR jedenfalls ganz sicher nicht. Und zweifelte jemand an der Rolle der Kommunisten im Lager?

Doch selbst das Leitmedium aus Hamburg hatte noch 2015 sehr viele zum Thema eigentlich unerlässliche Informationen nicht oder verschwieg sie tapfer, die man 25 Jahre nach Ende der DDR sehr leicht hätte haben können. Schon der Roman selbst enthielt von seiner allerersten Auflage an den Hinweis, dass er Namen verwende, die wirklichen Menschen entlehnt waren, aber nicht besagten, dass die mit ihnen versehenen Figuren im Buch mit den tatsächlichen Namensträgern auch nur im Ansatz identisch seien. Apitz bekam zwar Post von überlebenden Kameraden, die das überlesen hatten und sich beschwerten, aber die Westmarotte, Bücher verbieten zu lassen, weil irgendwer irgendwelche seiner sechseinhalb Gefühle verletzt fand, die gab es im Osten nicht. Ob man das glücklich nennen will, mag jeder für sich entscheiden. Wenn der SPIEGEL 2015 von zwei Millionen Auflage schreibt, obwohl es dreißig Jahre früher schon eine Million mehr waren, dann darf man die Frage aufwerfen: Was ist eigentlich ein Nachrichten-Magazin mit Gegenrecherche-Abteilung, die anderswo ganze Zeitungen füllen würden? Nun denn, natürlich hat auch die DDR ihre Verkniffenheiten mit Bruno Apitz gehabt. Bis zum Grande Finale 1989/90 wagte niemand öffentlich und explizit nach den literarischen Qualitäten des Romans ernsthaft zu fragen. Ein Beitrag in einem Buch des Leipziger Reclam-Verlags wagte sich immerhin zart in diese Richtung.

Titel des Buches: „Werke und Wirkungen. DDR-Literatur in der Diskussion“ (RUB 1207; 1987), Titel des Beitrages: „Millionen lesen einen Roman. Bruno Apitz „Nackt unter Wölfen““, die Autorinnen: Ingrid Hähnel und Elisabeth Lemke. Hier finden sich sehr viele hilfreiche sachliche Informationen, die andernorts fehlen und dann diese beinahe kryptische Passage: „Bei dem Versuch, dieser Vorgeschichte nachzugehen, stößt man auf unerwartete Schwierigkeiten: widersprüchliche Aussagen, „Erinnerungslücken“ bei Personen, Leerstellen in Archiven, auch verstellen Legenden in solchem Maße die Entstehungsgeschichte des Buches, dass diese bis ins letzte kaum noch zu rekonstruieren ist.“ Erinnerungslücken in Anführungszeichen, das war auch 1987 in der DDR noch nichts, was man so hinschrieb, ohne dass es auf dem Prüfstand außerliterarischer Instanzen und Institutionen landete und der Freigabe bedurfte. Dass Bruno Apitz selbst gar nicht anders konnte, als allweil über seinen Roman zu sprechen, wenn er gefragt wurde, liegt auf der Hand. Er hatte ja nur diesen einen einzigen geschrieben und danach fast 20 Jahre als Autor geschwiegen. Wirkliche Aufklärung aus seinem Munde, seiner „Feder“, wie auch in der DDR noch gern poetisch gelurchelt wurde, gab er nicht. Als ihn beispielsweise Josef-Hermann Sauter am 20. März 1972 für den Berliner Rundfunk befragte, bekam er mehrfach Antworten, die zu hören man tapfer sein musste.

Dafür verbreitete sich Apitz darüber, wie er stundenlang an einzelnen Sätzen feile oder zwei Stunden vor einem leeren Blatt säße, wofür er eigens nachts um drei aufstehe, das eigentliche Schreiben aber in seinem Kopf stattfinde. Einem Lyriker nähme man dergleichen vielleicht ab, wenn man dem ohnehin ungelesenen Mann wenigstens seine Mythen gönnen mag. Einem Prosaiker, noch dazu einem, der in einem Dutzend Berufen und noch mehr Tätigkeiten aktiv war, ehe er begann, freischaffender Schriftsteller zu sein, der nichts mehr schuf, dem glaubt man so was nicht. Immerhin verriet Apitz Sauter, dass er faul sei, auch denkfaul: eine nun tatsächlich verblüffende Aussage. Und nobel war er dem Interviewer gegenüber auch: er korrigierte eine grob falsche Aussage in der Frage seines Gegenüber erst in der übernächsten Antwort sehr dezent. Blickt man heute auf die vergleichsweise spärliche Literatur zu und über Apitz zurück, könnte man meinen, schon diese Spärlichkeit formuliere ein Urteil. Die menschliche Integrität des One-Hit-Wonders Apitz hat, soweit ich sehe, nie jemand in Frage gestellt. Einer, der so lange in Haftanstalten, allein acht Jahre im KZ Buchenwald überleben musste, der stand und steht wie ein Fels neben solchen, die sich mühsam falsche Widerstandsbiographien zusammenleimten und -logen. Erklärt das aber alles?

Marcel Reich-Ranicki, von manchen in der DDR als Teufel und Beelzebub in Personalunion gesehen, schrieb anlässlich der westdeutschen Taschenbuch-Ausgabe von „Nackt unter Wölfen“ 1961 ein Wort hin, das erst 1987 in der DDR selbst auftauchte, soweit ich sehe: Unterhaltung. Bruno Apitz hätte, aus dieser Sicht, ein Alleinstellungsmerkmal ganz anderer Art, als sein Verlag und mancher, der Verlagswerbung folgend, wahrhaben wollte. Er hat natürlich nicht den ersten deutschen KZ-Roman geschrieben, auch nicht den ersten deutschen Buchenwald-Roman, in beiden Sparten gab es Vorgänger: Willi Bredel, Ernst Wiechert, Anna Seghers, Erich-Maria Remarque, man schaue und lese nach. Aber er hat, absichtslos vermutlich, den ersten KZ-Reißer geschrieben. Alle Mittel, derer er sich bediente, entstammen der unterhaltenden Spannungsliteratur, die episodische Technik, von der auch in DDR-Deutungen die Rede ist, ist ja nichts anderes als die Schnitt-Technik des Films, die Schnitt-Technik des Fortsetzungsromans, letztere spätestens seit Balzac und Dickens bestens erprobt. Noch heute weiß jeder BILD-Redakteur, was Leser zieht: Kinder und Tiere, in dieser Reihenfolge. Apitz wusste es, vermutlich eher instinktiv, auch. Sein Lektor Martin Gregor-Dellin, früher nur Gregor, als Lektor auch Martin G. Schmidt, soll großen Einfluss auf die textliche Endgestalt gehabt haben. Wie groß, fällt unter die Erinnerungslücken.

2011 veröffentlichte der Ch.Links Verlag Berlin ein Buch mit dem Titel „Buch und Lesen in der DDR. Ein literatursoziologischer Rückblick“, Autor Dietrich Löffler. Der ordnet Bruno Apitz ganz umstandslos der guten Unterhaltungsliteratur zu, der Roman „Nackt unter Wölfen“ habe „eine bewegende Fabel: die Rettung eines dreijährigen Kindes aus dem Schrecken des KZ Buchenwald. Während die Häftlinge das Kind verstecken, bereitet die illegale Lagerleitung den Aufstand gegen die KZ-Wachen vor. Aus diesem Zusammentreffen der beiden Handlungsstränge entstehen brisante Konflikte. Die novellistische Grundstruktur, die Spannungsbögen und eine zwischen Reportage und Pathos changierende Darstellung machen das Werk auch für durchschnittliche Leser attraktiv.“ Anders wäre, eigentlich muss einem das niemand extra erklären, eine so große Resonanz gar nicht denkbar. Schließlich, dass wussten auch Ingrid Hähnel und Elisabeth Lemke schon, hat der Roman ein Happy-End. Er geht wie ein Märchen gut aus. Hähnel/Lemke geben in ihrer Arbeit ein längeres Zitat, das fast grausam-deutlich die beschränkten sprachlichen Mittel von Apitz vorführt, das Zitat kommentiert sich selbst und die beiden Autorinnen unterlassen, ich unterstelle Pietät, auch jede hämische Detailanalyse. Auch Reich-Ranicki, dessen Besprechung „antikommunistisch“ genannt wurde in der DDR, hat sich diese Detailanalyse verboten. Und dennoch sehr genau gesehen.

„Bei der Beurteilung eines derartigen Buches verliert zwar die Frage nach der künstlerischen Qualität ihre Dringlichkeit, doch muss erwähnt werden, dass der Verfasser mit besonders großen sprachlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat und dass in der Zeichnung der Gestalten die makellose Schwarz-Weiß-Malerei dominiert. Trotz der primitiven und oft ungeschickten Schreibweise vermag Apitz seine Leser zu fesseln und bisweilen zu bewegen.“ So Reich-Ranicki, dann weiter: „Und obwohl sich Apitz leider auf seinen Geschmack nicht verlassen kann, hat er unzweifelhaft Instinkt für effektvolle Situationen und dramatische Zuspitzungen.“ Was in der DDR als antikommunistisch galt, ist leicht auszumachen, hielt Reich-Ranicki einen innerparteilichen Konflikt zwischen Verstand und Gefühl von Kommunisten doch für schlicht unrealistisch, für „ebenso lebensfremd wie unaufrichtig.“ Der Kritiker wusste 1961 genau, was dem westlichen Leser nie auffallen würde, dem in der DDR jedoch sehr wohl, dort sei man „für einen Roman dankbar, der eine Aktion rühmt, die möglich wurde, weil ein Genosse sich der Partei widersetzt hat.“ „Dort, wo der Terror herrscht, sucht man im Bild der Vergangenheit mit besonderem Eifer und besonderem Spürsinn die Parallelen zur Gegenwart.“ Dass sehr viel später der Ex-DDR-Autor Hans-Joachim Schädlich in seinem Roman „Anders“ auf seine Weise Apitz-Parallelen zog, sei hier nur erwähnt.

Viel ist im Zusammenhang mit „Nackt unter Wölfen“ natürlich auch über das reale Vorbild des Buchenwald-Kindes geschrieben worden, man fand es, man erfuhr, dass das Kind mit seinem leiblichen Vater nach Buchenwald kam und zwar deutlich früher als das Kind im Roman und im Koffer. Man erfuhr von Umständen und Lebensabschnitten in der DDR, in Frankreich, in Palästina, von Manuskripten, die schon 1946 Aufklärung hätten geben können, man erfuhr von beteiligten Journalistinnen, wenn auch erst nach dem Ende der DDR, wie unwohl sich Stefan Jerzy Zweig fühlte, wenn er auf Podien und Tribünen sitzen musste. Das wirkliche Kind soll von SS-Leuten sogar Süßigkeiten bekommen, es soll in guter Bettwäsche geschlafen haben und so weiter und so fort. Für den Roman besagt das alles, so gern man es anders hätte, einfach nichts. Der junge Zweig, in Liebe zum großen Österreicher Stefan Zweig so genannt, studierte in der DDR Kamera, arbeitete später als Kameramann in Österreich für den ORF und so weiter und so fort. Mehr als Randwissen liefert es nicht. Interessanter ist da schon die Frage, warum man nach 1958, als Helmut Hauptmann „Nackt unter Wölfen“ für die NDL besprach und mehr zum Leben als zum Buch zu Papier brachte, vom Alkoholismus des Vaters Apitz nichts mehr las. Warum fragte Josef-Hermann Sauer nicht nach, als Bruno Apitz ihm vom Gefängnispfarrer erzählte, der ihm Shakespeare in die Zelle brachte.

Mich hätte es sehr interessiert, was der später kurzzeitige Direktor der Bühnen Leipzig (manchmal steht auch: Verwaltungsdirektor Apitz), der in den Zwanzigern selbst eine Schauspielausbildung absolviert haben soll, denn zuerst von William Shakespeare las. Was bringt ein Pastor einem kommunistischen Häftling? Der später im KZ für den Lagerkommandanten Schreibzeug schnitzte, der einen Wegweiser im Lager als sein erstes Werk erkannte, der aber von der Befreiung nichts mitbekam, weil er sich in der Kanalisation versteckt hielt, wie man es auch lesen konnte. Helmut Hauptmann erzählte Jahre nach seiner Buchkritik, Apitz habe einen Lieblingsgedanken für einen neuen Roman gehabt, „dass der liebe Gott aus dem Himmel steigt und auf Erden auftritt und mancherlei erlebt, im Westdeutschland von heute, und zwar in der Person eines Sozialdemokraten.“ Müssen wir froh sein, dass Apitz faul war und diesen Plot nicht ausführte? Wir müssen sogar heilfroh sein, glaube ich. Der eine Roman, den er tatsächlich noch veröffentlichte zu Lebzeiten, „Der Regenbogen“, wurde 1976 noch pflichtschuldigst wahrgenommen. Der schon dem Nachlass entstammende „Schwelbrand“ 1984 nur noch halbherzig pflichtschuldig. Der wirkliche Retter des Kindes wurde Gewerkschaftsfunktionär in Stuttgart, der Verräter des Verstecks im Roman, so Apitz, verriet das Kind nicht in der KZ-Wirklichkeit. Er hätte es aber verraten, denn er war, das legt Bruno Apitz allen Ernstes seinen Lesern nahe: ein Sozialdemokrat. Immerhin nicht der liebe Gott.

„Nackt unter Wölfen“ war ein Titel, den der Verlag vorschlug. Apitz selbst hätte sein Buch gern mit „Du bist ein Mensch, beweise es“ überschrieben, so steht es in einem Brief vom 8. Dezember 1957. Der Vorvertrag vom 5. Oktober 1956 lautete auf ein Manuskript „Der Funke Leben“, das aber war natürlich der Titel des Romans von Remarque, der sich von selbst verbot. Am 3. Februar 1958 gab es im Mitteldeutschen Verlag eine Generaldiskussion zum Apitz-Buch unter dessen offenbar auch nur zwischenzeitlichen Titel „Wall der Herzen“. Diese Informationen entnehme ich einem Buch der Autoren Simone Barck, Martina Langermann und Siegfried Lokatis, Titel „Jedes Buch ein Abenteuer“. Zensursystem und literarische Öffentlichkeiten in der DDR bis Ende der sechziger Jahre“, Akademie-Verlag Berlin 1997. Dort ist auch der Name jenes Lektors den Anonymität entrissen, der den Auftrag bekam, aus dem über weite Strecken als unzureichend bewerteten Manuskript ein druckbares zu machen: Werner Feudel. DDR-Leser kannten ihn, wenn überhaupt, als Chamisso-Biographen, als Herausgeber von Lenau, von Vormärz-Lyrik und wiederum von Chamisso. Von Gregor-Dellin stammte nach dieser Quelle nur ein Lektorats-Gutachten. Inzwischen gibt es eine „erweiterte Neuausgabe“ des Romans, Herausgeberin Susanne Hantke hat das Buch mehrfach öffentlich vorgestellt, darunter im September 2012 in Suhl im Rahmen der dortigen Veranstaltungsreihe „Provinzschrei“. Neue Verkaufserfolge sind seither nicht zu vermelden.


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