15. Dezember 2018

Alfred Kosing wird heute 90 Jahre alt. Wie schön das für ihn ist, kann ich aus der Distanz nicht beurteilen. Er schreibt immer noch Bücher. Ob sie jemand liest, kann ich aus der Distanz nicht einschätzen. Meine Suche nach Titeln, die ich von ihm gelesen habe, blieb zu meiner eigenen Überraschung erfolglos, was nur bedeutet: nie habe ich etwas von ihm zu Ende gelesen, nicht einmal „Nation in Geschichte und Gegenwart“, was mich doch überraschte. Die Dialektik des Sozialismus, an der er gern herumdachte, hat sich leider noch vor seinem Renteneintritt als leicht inkonsistenter Gegenstand erwiesen. Ihre Vordenker litten, wie sich herausstellte, unter einer nicht therapierbaren Verkürzung der revolutionären Perspektive. Man könnte auch von akuten Störungen des Wahrnehmungsvermögens sprechen. Ich habe den Tag für Archivarbeit verschleudert, etliche neue Häufchen aus einem alten Haufen gebildet, nun muss alles nur noch in die wartenden Ordner.


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