15. August 2019

„Wieviel Gesichter kann ein Mensch sich merken? Gibt es eine obere Grenze dafür? Und wird sie nur von Leuten wie Napoleon erreicht, die sich Menschen merken, damit sie für sie sterben?“ Der kleine Korse hat dem kleinen Elias Canetti, von dem die Frage stammt, sicherlich heftig imponiert. Auch dem etwas höher gewachsenen Goethe imponierte der Kaiser aller Franzosen, schon weil der dreist behauptet hatte, den „Werther“ schiere sieben Mal gelesen zu haben. Am 15. August 1769 erblickte Napoleone Buonaparte das Licht über Ajaccio. Am 18. Mai 2003 bestaunten wir den Sarkophag im Pariser Invalidendom, am 27. September 2018 sein feudales Verbannungsdomizil auf der Insel Elba. Friedrich Sieburg widmete seine Napoleon-Darstellung Gottfried Benn, ihr erster Abschnitt trägt die Überschrift: „Der klügste Mann der Welt“. Von der Menschheit schreibt Sieburg: „Indem sie den großen Mann rühmt, reicht sie sich selbst die Palme.“ Das ist eine mögliche Lesart.


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