19. März 2019
Die Nebenwirkungen von Medikamenten, die ich einnehme, erregen selten in jedem Detail mein Interesse. Meist ist es besser, die Beipackzettel gar nicht zu lesen, sie verursachen im Spektrum zwischen Todesangst und Minderwertigkeitsgefühlen höchst diffuse Empfindungen. Ein Mittel zum Mundspülen hätte ich im Traum nie verdächtigt. Vielleicht erwischt es mich gerade deshalb. Als ich gestern nach einer Woche Vollabstinenz meinen ersten Schluck Weißwein nehmen wollte, meinen Lieblings-Gascogner, hätte ich fast ausgespuckt. Die Probe Roter aus Kastilien danach schmeckte wie aus einem vergessenen Tetrapack des vorvorigen Jahres. Heute, beim zweiten Kontrolltermin, meine dezente Frage an den Kieferchirurgen: ja, das sei normal, kann ein paar Tage dauern, deshalb soll man es nie länger als einen Monat benutzen. Ich hätte es lesen können: Verfärbung der Zunge und der Zähne: vorübergehend. Geschmacksstörungen: keinerlei Zeitangabe. Mein schöner Wein!