30. Januar 2018

Was waren das früher für herrliche Zeiten, als man George Orwells „1984“ in seiner antitotalitären Tendenz, so die staatlich geförderte Lesart, gegen den real existierenden Stalinismus in seinen frühen, mittleren und späten Formen, mit und ohne Vorsilbe, nach Bedarf auf alle Fälle, wenden konnte. Nun aber, mitten in der Demokratie, werden wir von Sprech- und Sprachverboten umstellt, selbst ernannte Wächter achten darauf, dass niemand Wörter benutzt, die die Wächter eigens auf einen Index setzten, dessen Wortlaut in keinem Amtsblatt klagefest nachgelesen werden darf. Noch werden keine Schilder an Bänke geschraubt, die mitteilen, wer auf diesen Bänken nicht sitzen darf. Aber die Aussagen darüber, wo Demokratie, wo Rechtsstaat, wo Toleranz ihre Grenzen haben, sind bereits für die Hauptnachrichten präsentabel. Ich bin mir nicht sicher, ob nicht irgendwo bereits Trainingscamps für Nachrichtenkreischen a la Nordkorea vorbereitet werden. Brave New World.


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