9. Februar 2018

Es gilt das Lob der Notlüge zu singen. Am 9. Februar 1888 setzte Theodor Storm den letzten Punkt unter sein letztes Werk: „Der Schimmelreiter“. Nachdem ihn eine Krebsdiagnose völlig verzweifelt gemacht hatte, spielte man ihm eine neue Diagnose vor, die die erste als Irrtum darstellte. Da kam Kraft zurück, die schon weg war. Die noch eben ausreichende Kraft. Sechzig Jahre später starb am 9. Februar Karl Valentin, dessen Zeit lange vorbei war, auch wenn er noch nicht 66 Jahre alt war. Man starb früher eher, wenn man nicht ein Erwählter war. Bei Storm denke ich immer zuerst an „Immensee“, weiß nicht einmal mehr, ob der „Schimmelreiter“ Pflichtlektüre in der Schule war. Zuletzt las ich seinen Briefwechsel mit Gottfried Keller. Zwei Monate vor dem 9. Februar, am 9. Dezember, schrieb Storm nach Zürich: „Der Geburtstag war ganz schön, wäre es nur nicht der siebenzigste gewesen …“. Eine Antwort aus der Schweiz kam nicht mehr. Keller schwieg einfach.


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