10. Januar 2019

Heinrich Lautensack, der merkwürdige Dichter aus Vilshofen, ist am bekanntesten geblieben mit seinem körperlichen Zusammenbruch bei der Beerdigung von Frank Wedekind, die zu filmen er gekommen war. Am 10. Januar 1919 starb Lautensack in der Heilanstalt Eberswalde. Paralyse ist der Begriff, mit dem sein Sterben in Verbindung gebracht wird. Der zugleich auch den anderen in den Hintergrund treten lässt, der die Ursachen der Paralyse bezeichnet: Syphilis. Lautensack lesen heißt begreifen lernen, wie weit hundert kurze Jahre eine ganze Zeit entfernen können. Eberswalde,  ohne diesen Todestag hätte ich wohl nie wieder daran gedacht, war Wirkungsstätte einer Frau, von der ich nur noch weiß, dass sie Großmutter eines Gehrener Nachbarskindes war und in der Pflege von Schwerstbehinderten arbeitete. Schon Andeutungen darüber reichten aus, uns einen Beruf wie diesen für vollkommen undenkbar zu halten. Woher die Kraft vor dem täglichen schreienden Elend?


Joomla 2.5 Templates von SiteGround