2. April 2019

Und dennoch schreibe ich nichts zu Widmer, das bleibt anderen Situationen vorbehalten als diesem fünften Todestag. Auch Johann Ludwig Wilhelm Gleim ist heute nicht an der Reihe, der fünfzig Jahre seines Lebens in Halberstadt verbrachte, weshalb es dort ein Gleim-Haus gibt, was wiederum jeden froh macht, der über ihn schreiben will. Er kann sich an diesem Haus festklammern und muss sich nicht mit dem schwierigen Status des Mannes beschäftigen, den auch sein 300. Geburtstag am heutigen Dienstag nicht aus dem Vorurteilsnetz befreien wird, in das ihn, schon mit der Mitwelt beginnend, die Nachwelt verstrickt hat. Als Goethe 1805 das Gleim-Haus besuchte, war ihm die Zeit, die der Alte schon tot war (seit 1803), nur noch vage bewusst, sein Rückblick in den „Tag- und Jahresheften“ liest sich wie einer auf ferne Vergangenheiten. An einen Weimar-Besuch des 30 Jahre älteren „Vater Gleim“ Ende Juni 1777 erinnert er sich, soweit ich es überblicke, überhaupt nirgends.


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